Frank Zappa – Joe’s Garage Act II & III

Ganz wie zu erwarten, machte Papa Zappa das halbe Dutzend für’s Jahr ’79 voll, als er – gerade recht für’s Weihnachtsgeschäft – die beiden noch ausstehenden Akte seines Mammutwerks „Joe’s Garage“ als Doppelalbum veröffentlichte.

Auf Akt I greift Frankie Boy leider nur gelegentlich zurück, und dann nur verbal (so imitiert er z.B. das „Riff“ des Titelstücks in Worten) und mit eher scheuen Reprisen. Überhaupt hat er sich formal doch wohl die großen Rosinen aus dem Kopf schlagen müssen, vielleicht liegt’s aber auch nur an meiner Kritikerbefangenheit, die immer nach Zyklusgedanken oder sowas suchen muß. Bauchpinseln wir jedoch den alten – den Meister auch ein bißchen: ein wirklich (immer wieder) origineller Gag ist ihm mit „Stick It Out“ (2. Akt 10. Szene) gelungen. Ein Stück: ungeheuer eingangig, rhythmisch, ein toller, knallender Funk-Baß, kompliziert und trotzdem harmonisch verschachtelte Chorsätze, wer hört da schon auf den Text? Erst wenn man in der Wiederholung versteht:

„… you ugly son of a bitch…“ , wacht man auf und stellt beim Nachlesen fest, daß dieser schon recht deftige Fluch weitaus das Harmloseste am ganzen Text ist. Den ersten Durchgang singt Herr Zappa sogar in Deutsch! Deshalb achtet darauf, wenn ihr die Platte zu Hause habt, daß weder die Mutter, noch der Pfarrer, noch der Klassenlehrer das Textheft findet es zöge unweigerlich die ebenso fruchtlose wie heftige Diskussion über die moralische Verruchtheil des Rock’n‘-Roll nach sich.

Aber genau das will Zappa ja schon immer behandelt und besprochen wissen: sein Titelheld Joe durchlebt diese Widersprüche in seinem bewegten Schicksal. Ob nun der“.Central Scrutinizer“ oder Joes Rock’n’Roll am Ende Oberhand behalten, will ich hier nicht verraten, eher noch kurz auf die Musik eingehen.

Offen gesagt ist mir das Ganze etwas zu breit getreten, obgleich Zappa immer wieder Höhepunkte ansteuert, die die Qualität seiner“.klassischen“ Phase haben.

Dazwischen hat er etwas zu viel Müll oder Gerumpel, zumindest Füllsel, undurchdringliches, weil unaufgeräumtes Gestrüpp gelassen. Das Ende des zweiten Akts will und will nicht nahen vor lauter Geknödel und Falsett von Ike Willis, und im dritten Akt wird’s oft langatmig und bombastisch.

Eine Einzel-LP hätte gereicht, um die musikalischen Essenzen von Akt II & III wiederzugeben.