Es wäre ein leichtes, dieses Album zu verreißen, es als belanglos und uninteressant abzutun – denn wenn man hiervon ein Stück kennt, hat man auch schon alle erfaßt. Und wenn man die drei bekannten DAF-LPs im Ohr hat, weiß man, wie die MISTRESS-Stücke klingen werden. Jedenfalls ist die Richtung klar.

Also: Gabi Delgado, Sänger und Tänzer der inzwischen verblichenen DAF-Formation, hat seine Drohung wahrgemacht und ein Solo-Album zusammen mit einer Band aufgenommen, ohne den DAF-Schläger Robert Görl (obwohl sich seine Abwesenheit auf MISTRESS nicht bemerkbar macht, denn auch hier herrscht hartes Power-Drumming).

Gabis neue Gruppe ist international und scheint starke Gefühle für Schwarze Musik in sich zu tragen. Denn neben sprudelnden Electronics (wie bei DAF) gibt es Funk-Soul-Partien von Baß, Gitarre und Bläsern.

Die Percussion und Gabis Art zu singen bleiben ganz klar in der DAF-Tradiüon. Sex-Body-Amor Der sexbesessene und ich-befangene Gabi Delgado badet sich wie immer in seinem stammelnden Orgasmus-Schweiß und singt von dem, von dem er schon immer gesungen hat. „Sex Goddess“ rückt dabei durch die funkige Instrumentation in James-Brown-Nähe. Aber wirklich nur in die Nähe! „Mistress“ wirkt sakral, sumpfig, schleichend – hat Tunnel-Atmosphäre; gegen Schluß taucht ein säuselndes/mitternächtliches Saxophon ein Frauen rufen „Amor Amor“ im Chor zu funkiger Gitarren-Electronic-Bläser-Section beim gleichnamigen Song.

MISTRESS ist ein selbstbewußtes/konsequentes Werk von Gabi Delgado. Im ganzen auch psychedelischer als die letzten DAF-Sachen Weiße Sex-Musik.