Gang Of Four – Songs Of The Free

Das Cover zeigt unscharf/verschwommen – scharf wird’s erst aus der Ferne betrachtet – ein Standphoto aus einer Video-TV-Projektion: die Gondeln von Venedig vor einem historischen Bauwerk. Dazu taucht auf der Rückseite eine Gang Of Four-Deklamation auf zur Sehnsucht nach Freiheit in der Ferne / zur Entfremdung.

Gang Of Four: diese schlauen Polit-Musiker, mit den Marx’sehen Theorien unter’m Kopfkissen. SONGS OF THE FREE: Flitterwochen auf trauertragenden Venedig-Gondeln … oder sich an eine Rasierklinge klammern und nicht lockerlassen!

Ihr drittes Album ist das erste mit der ex-Robert-Fripp-League-Of-Gentlemen Bassistin Sara Lee (Dave Allen hat die Band im Verlauf ihrer US-Tour verlassen). Und SONGS OF THE FREE zeigt die ideologische Venedig-Expedition mehr auf dem nippelnden Funk-Boden, mehr auf der Bass-Drum-Dynamik (weniger gitarren-dominierend als die Vorgänger), mehr Disco-Klatsch. Aber immer ein intimes/politisches Konzept/Bewußtsein im Hinterkopf, das zuschlägt, ehe Bein/Fuß zutreten. Zitat Hugo Burnharn (der Drummer): , Wir sind die einzige Band mit einem 82-er Album, auf dem es keine Beggar& Co. Bläser-Abteilung gibt.’Und wirklich – sie sind tausendmal intelligenter (im Sound, in den Texten), als all die blendenden Spandaus, Haircuts, Funkies & Co!

„Of The Instant“ hat langsamen, Associates-ähnlichen Gesang. In „We Live As We Dream Alone“ gibt es einen träumerischen Stimmenaustausch zwischen Andy Gills tiefem Bowie-Rap: „… the space between our work and its product… “ und Jon Kings(oder ist es Sara?) hohen Einlagen.

Über den Wunsch nach einem abgeschirmten Privatleben, über die Politik, die immer da ist und diesen Wunsch sabotiert, davon singt die funk-orientierte Vierer-Zelle. Von ein paar Hau-Ruck-Banalitäten abgesehen (wie diese Vulgär-Assoziation:

„But as they dance the Dollar is falling, do you love me“ im Song „I Will Be A Good Boy“), schaffen sie dabei ein lustbetontes Kopf-Werk.

SONGS OF THE FREE: der stolpernde Aszendent zu Bowies SCARY MONSTERS!