Gefühl und Verführung
Lucy (Liv Tyler), das all-american girl in der etwas attraktiveren Ausführung, reist im zarten Alter von 19 Jahren in die Toskana, um Diana (Sinead Cusack), eine gute Freundin ihrer verstorbenen Mutter zu treffen. Diane ist so etwas wie der gute Geist einer intellektuellen Altmänner und -damenriege. Leicht bräsig hat man sich in exquisit-netter Atmosphäre eingerichtet. Mit der schläfrigen Ruhe ist es vorbei, als die hippe Lucy den Zirkel sprengt und einen Hauch von Leben und Bewegung in die müde Runde bringt. Ab sofort ist sie und ihr vermeintliches „sinnliches Erwachen“ Thema Nummer eins in der Künstlerkolonie. Alle kreisen um Lucy – und Lucys Gedanken kreisen um Nicolo, den italienischen Landjungen, mit dem sie vor einigen Jahren schon einmal erste Küsse austauschte… Wo Bertolucci draufsteht, ist auch Bertolucci drin: der Kinomaler (‚Der letzte Kaiser‘, ‚Der Himmel über der Wüste‘) schwelgt in schönen toskanischen Bildern, er hat den italienischen Landstrich in Szene gesetzt, wie es kein Fremdenverkehrsbüro geschafft hätte: mildfarbene Hügel, malerische Landsitze, schillernde Farben und mittendrin Menschen, die man immer schon mal treffen wollte… Aber wenn im Parkett aufgeseufzt wird, dann hat das vermutlich auch mit Liv Tyler zu tun: Die Tochter des Aerosmith-Sängers wird sich nach diesem Film nie wieder anhören müssen, sie sei ja nur eine „privilegierte, schöne Tochter“ – ab jetzt ist sie die Frau, neben der Jeremy Irons (als todkranker Schriftsteller, der von der lebensfrohen Lucy fasziniert ist) aussah wie ein kleiner Provinzschreiber. Und welche Schauspielerin hat diesen Mann schon vorher an die Wand gespielt?
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