Geniale Dilletanten

Es kann kein Zweifel daran bestehen, daß Dilettantismus (oder: DilJetantismus der Herausgeber betont die bewußte Falschschreibung aus ideologischen Gründen,) in seiner vorsätzlichen Ablehnung „professioneller“ Arbeitsweisen einen ungeheuren Einfluß auf die Entstehung und Entwicklung der Rock-Musik hatte und diesen auch heute noch hat. Vtolfgang Müller (Hg.) Geniale Dilletanten Blixa Bargeld .Alexander v. Borsig, Tabea Blumenschein.Gudrun Gut. Frieder Butzmann, Klaus Laufer, Dagmar Dimitroff,Klaus Hoflmann, Michael Janck.D Holland-Moritz. H.W. Marquandt.Mutfak.UOhlinger, Thomas Schönball,MaLe. Nikolaus Utermöhlen u.v.a. Merve Verlag BerlinWo der Professional auf solides Handwerk setzt und damit auch nur entsprechend solide Musik „produzieren“ kann, da setzt man als Dilettant nur auf Genialität (worauf sonst?), versucht, irgendeinen Zugang zum Gerät zu finden und hofft, daß es kommt. Die Geschichte der Rockmusik beweist, daß dies sehr viel öfter funktioniert hat, als so mancher Zweifler glauben mag, zwangsläufig ist die „Genialität“ des Ergebnisses jedoch keineswegs. – Auch nicht schlimm: Ein selbstkritischer Dilettant würde dies bemerken, etwas anderes versuchen oder Pause machen. Den Autoren der verschiedenen Beiträge zu diesem Buch fehlt es jedoch an Distanz zu ihrem Tun, und so ist das Werk nicht mehr (und nicht weniger) als eine recht unterhaltsame Selbstdarstellung des Berliner Hardcore-Zirkels um Einstürzende Neubauten, Butzmann, Borsig & Co. für den geneigten Leser. Gesundes Selbstbewußtsein ist immer eine gute Ausgangsbasis. Aber warum so viele Bücher schreiben?