Gentle Giant – Free Hand
Und nun schlagen wir das Kapitel „Kunstmusik“ auf, in dem sich Gentle Giant als kompetentester Vertreter vorstellt. Böse Zungen sprachen einmal, auf ihre Musik bezogen, von „kammermusikalischem Rock“. Was die Kälte und Starre (das ist jetzt aber wertfrei gemeint) der Musik betrifft, lagen sie mit diesem Begriff zweifellos richtig. Innerhalb der Gruppen, die einem Arrangement-Zwang aufsitzen, sind Gentle Giant wohl die cleversten. Nützen freilich tut’s nicht viel. Ihre Musik ist derart verschachtelt, vertrackt, komplex und roboterhaft unpersönlich, daß nicht einmal die ausgeklügeltsten Arrangements Abhilfe schaffen könnten und Fluß in die Nummern bekämen. Aber gerade dieser Nicht-Fluß ist vielleicht ihr Stil; worauf mich jetzt einige fragen werden, was das denn für Leute seien, die derartige Ziele verfolgten. Worauf ich nur erwidern kann: „Das sind eben „Künstler 7 ! Da zählt nicht das Herz, sondern der Geist!“ Jetzt werden die meisten hoffentlich erkannt haben, warum es „Kunstmusik“ heißt, und was sie bedeutet. Im Gegensatz zu den Yes, die ebenfalls dieser Gattung zuzurechnen sind, löst sich die Starre bei Gentle Giant langsam. Gegenüber älteren Platten bringen sie heute schon fast „Boogies“. Aber selbst geringste Anzeichen, die in diese Richtung deuten, werden entweder noch klanglich verfremdet oder mit schrägen, disharmonischen Akkorden zerschlagen. „Warum nur, warum?“ Aber ich sehe schon, ich bin wohl nicht kompetent genug, um diese Musik zu besprechen. Ich kann ja mal kurz rübergehen und jemand von Kraftwerk oder Cluster hinzuziehen.
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