Get Well Soon

The Scarlet Beast O’Seven Heads

City Slang/Universal 24. 8.

Der Pathos-Pop von Konstantin Gropper ist ein wenig aus dem Gleichgewicht geraten.

Neu ist das ja nicht, Konstantin Gropper war schon immer eher am Klang als am Song interessiert. Nun aber, zu seinem dritten Album als Get Well Soon, scheint diese Präferenz bisweilen überhandzunehmen. Auf The Scarlet Beast O’ Seven Heads geht nicht nur, wie Gropper in „Roland, I Feel You“ singt, die Welt vor die Hunde, sondern auch das gute, alte Lied.

Nicht, dass die Songs keine Struktur besäßen, aber die wird meist von übermächtig tobenden Gefühlen zugekleistert. Für „The Last Days Of Rome“ aktiviert Gropper elektronisches Spielzeug, das fast wie ein Spinett klingt, bevor Streicher, Stimmen und allerhand andere Geister aus der digitalen Welt großes, mächtiges Pathos heraufbeschwören. Gleich anschließend, anlässlich von „The Kids Today“, könnten Böswillige gar an Rondo Veneziano erinnert werden.

Durch „Disney“ scheinen tatsächlich Zeichentrickfiguren zu hüpfen, „Dear Wendy“ möchte Hörspiel sein und sich zugleich vor Elton John in seiner gepuderten Perückenphase verneigen – und überhebt sich mit beidem. Es ist nicht einmal so, dass Scarlet Beast so viel schlechter geworden ist als die ersten beiden, gefeierten Alben Groppers. Es finden sich sogar vergleichsweise zurückgenommene Momente wie „The World’s Worst Shrink“, in denen ein anderes, reduzierteres Get Well Soon hörbar wird. Aber grundsätzlich ist die fein austarierte Balance zwischen Pomp und Pop, die Gropper so gut beherrschte, ein wenig aus dem Gleichgewicht geraten.

Key Tracks: „Let Me Check My Mayan Calendar“, „The World’s Worst Shrink“

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