God Bless Your Black Heart – The Paper Chase

Das Leben ist nicht nur Teigschüsselausschlecken. Deshalb besteht auch

für einige unter den offiziell „Unterhaltungskünstlern“ genannten Musikanten dort draußen große Dringlichkeit. Die Dringlichkeit, das Drama und das ganze gewaltige Gewicht des Lebens in ihrem Schaffen darzustellen, zu beschreiben und zu kommentieren aus der Perspektive des nahezu Erdrückten, des ironisierenden Randstehers, des alsbald vollständig wahnsinnigen Narrs. In weniger geglückten Fällen wirkt solches exaltiert und überbordend, in geglückten wühlt einen das auf – wie bei Nick Cave und Bright Eyes. Vor allem zu Letzteren lässt sich eine dicke, kohlrabenschwarze Linie zu The Paper Chase ziehen, einem Quartett aus den USA, welches nicht von ungefähr kopflose Gestalten durch die abgebildete schnöde Alltäglichkeit seiner Coverfotos schickt. Denn diese Kopflosigkeit ist Programm. In dieser Musik wohnt das Feuer. Sie passiert unbedingt. Und damit das ja auch keiner überhört in seinem Trott und seinervon Haus aus grenzenlosen Ignoranz, hauen The Paper Chase beim Einschlagen auf Felle, Tasten, Saiten, im Tremolieren der Streicher. Stimmbänder und der Gitarre falsche Halbtöne dazwischen. Die versetzen einem in den gebrochenen, zum Bersten vollgeladenen, direkt ins biblisch-wortgewaltige Verderben marschierenden Folkloreliedern immerwieder kleine Stiche ins Zahnfleisch des seit frühester Spieluhren-Jugend antrainierten Harmoniesinns. Und John Congleton. der Autor dieser Lieder und Darsteller in diesen Liedern, klagt dazu in dringlichster Emo-Rock-Manier. god bless your Black heart ist im allerbesten Sinne ein zweifelhaftes, grenzwertiges, beunruhigendes Vergnügen. Die unruhigen und unsteten Geister unter uns werden sich aus dem vorangegangen Satz im Vorbeifliegen/-schwanken/-tanzen ja dann wohl eh nur die Substantive notdürftig zusammenflicken. Was dabei herauskommt, wird den Nagel aber auch mindestens auf den Kopf treffen. Word up: „Black heart an the table. it may just make itself at home. My tender jewel my preacous peart my ruby red my diamond girl. I ‚II see your head up on a pole,“ aus. „Abby, You’re Going To Burn For What You’ve Done To Me“)