Goldfrapp :: Wonderful Electric – Live In London 2 DVDs

Zwischen den Auftritten auf diesen beiden DVDs liegen knapp 20 Monate. Und doch hat man das Gefühl, zwei völlig verschiedene Acts zu sehen. Denn kurz nach Veröffentlichung des Debüts Felt Mountain ist Alison Goldfrapp noch eine dralle Blondine im Spitzen-Kleid, die einen Cabaret-artigen Auftritt in bester Portishead-Manier zelebriert. Eine hochdramatische, theatralische Performance mit Streichquartett, malerischer Lichtshow und einer Atmosphäre, die etwas Sakrales hat – und das gemütliche Shepherd’s Bush Empire in einen Kammermusiksaal verwandelt. Trauer-Pop Deluxe. Ganz anders die Darbietung auf der riesigen Open Air-Bühne im Juli 2003. Hier präsentieren sich Alison und Partner Will Gregory mit weitaus weniger Personal, aber viel mehr Show und unterschwelliger Erotik. In Hotpants, hohen Stiefeln, Glitzertopp und Armee-Käppi verströmt Alison unterkühlt-laszives S&M-Flair und ist Dreh- und Angelpunkt eines Gigs, der viel tanzbarer und energetischerwirkt. So sind die Songs des zweiten Albums BLACK cherry längst nicht so Chanson-lastig, sondern haben starke Dance-Elemente und fordern eine ganz andere Zuschauerreaktion. Nämlich kein braves Zuhören, sondern körperliche Ertüchtigung. Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Vom Jammertal ins hedonistische Studio 54-Wobei die Bühnendeko aus malerischem Sternenhimmel und mystischen Farbtönen eine geradezu hypnotische Wirkung zeitigt. Genau wie die Songs selbst: „Strict Machine“, „Twist“ oder „Slippage“ sind pures Adrenalin. Und auch Goldfrapp agieren viel gelöster als auf der letzten Tour. Wobei das Bonus-Material aus Studio-Impressionen, Backstage-Sequenzen und Interviews viele Illusionen zerstört: In Natura ist Alison nur halb so attraktiv wie auf der Bühne, aber genauso nerdy wie Klangtüftler Will. Ein seltsames Paar – mit grandiosen Live-Qualitäten.