Goldie – Ring Of Saturn

Rob Playford ist ihm weggelaufen, und nun hat er ein Problem, der Elektrolurch mit dem teuren Gebiß und dem aggressiven Habitus. Bisher nämlich galt: Nur wo Goldie draufsteht, da ist auch Rob Playford drin. Also muß RING OF SATURN notwendigerweise auch als Emanzipationsversuch gelesen werden. Mit „Mother (V.I.P.Vocal Mix)“ serviert Goldie zunächst eine zusammengeschmolzene und von Optical überarbeiteten Version seiner einstündigen Suite „Mother“ vom Epos SATURNZ RETURN, sechs weitere Tracks hat er sich diesen Sommer von Mark Seyfritz programmieren lassen.“What You Won’t Do For Love“ ist die einzige Nummer mit dem obligatorischen Soul-Touch, intoniert von Diane Charlemagne und geschrieben von Bobby Caudwell und Alfons Kettner. Der Rest ist ein dunkler, böser und technoider Alptraum aus rotzenden Beats, unverhofften Breaks und enervierenden Scratches. Wer sich auf diese polternde Schwarzmalerei einläßt, den entführt Goldie in das kalte Verlies seiner Sackgasse. Wut ist auf der Festplatte gespeichert, ansonsten dringt kein menschliches Sentiment, kein Lichtstrahl durch die atmosphärisch dichten Arrangements von „Kaiser Soze“ oder „Hyena (V.I.P. Mix)“. Logisch auch, daß das paranoide Ambiente entweder fesselt – oder aber mit einem leichten Schulterzucken entzaubert werden kann. Goldie hat sich für zwei Sekunden nicht bewegt – und die Welt des Drum ’n‘ Bass hat sich um fünf Kontinente weitergedreht. RING OF SATURN könnte in einem dieser subterranen, inoffiziellen Technoclubs aufgelegt werden. Im Wartesaal der Selbstmörder, wo aus den Rohren an der Decke das Wasser tropft. Wenn dort nicht schon Rob Playford an den Turntables stünde.