Graham Parker & The Rumour – Heat Treatment

Im Februar-Heft hat der ME Graham Parker und seine Band ausführlich vorgestellt; inzwischen haben die Briten eine kurze Deutschland-Tournee hinter sich, die allen Versprechungen standhielt, und ihr zweites Album (eine Raubpressung) nicht mitgezählt) kam hierzulande nun auch auf den Markt.

Parker hat es erneut geschafft, eine komplette LP mit großartigen, eingängigen Songs zu füllen. Stücke wie „Heat Treatment“, „That’s All What They Say“, „Black Honey“, „Hotel Chambermaid“ oder „Back Door Love“ sind – jedes für sich – aus jenem Holz geschnitzt, aus dem andere Leute eine ganze langjährige Karriere zimmern. Man entdeckt bei Parker unschwer seine Idole – Van Morrison oder Bob Dylan etwa -, aber er klaut nicht, sondern filtert das, was er hört und mag, durch seine persönlichen Umwelterfahrungen, durch seine Psyche; das Ergebnis macht ihn zu einem der ganz großen Rockinterpreten der siebziger Jahre.

Daß Parkers Songs so reibungslos ins Fleisch und Blut seiner Zuhörer übergehen, ist gleichwohl auch der Verdienst der fünf Rumour-Musiker. Sie alle sind gestandene Pub-Rocker: Brinsley Schwarz und Martin Belmont (beide Gitarre), Bob Andrews (Keyboards), Andrew Bodnar (Baß) und Stephan Goulding (Drums). Sie kennen die Wurzeln des Rock, orientierten sich am Rhythm & Blues und schaffen es sogar, Reggae ohne falschen Zwischentöne zu bringen – vor allem, weil Bodnar und Goulding lange Zeit im Jamaikaner-Viertel von London gelebt haben. Ihr Sound strahlt viel Wärme aus, klingt kraftvoll und unverbraucht; daß diese Band und Graham Parker in den Bestsellerlisten bestenfalls am unteren Ende rangieren, stellt der heutigen internationalen Rockszene kein gutes Zeugnis aus.