Grizzly Bear – Veckatimest

Das dritte Album von Grizzly Bear aus Brooklyn swingt sich locker ein auf der akustischen Gitarre, E-Piano, Bass und Ride-Becken und kreist dabei um ein überschaubar anregendes Bluesmuster. Ein Lockvogel für ein Album, das sich spätestens nach dem ersten ordentlichen Break mit hängebrückenlangen Spannungsbögen, progressiven Songarchitekturen und wie zwischen Stehpult, Chorraum und Probebühne erarbeiteten Arrangements zu etwas auftürmt, was der Hörer erst einmal erfassen muss. Doch dank der hohen Melodiösität, die in dieser church of indie im Mittelpunkt des Glaubensbekenntnisses steht, ist diese Arbeit erstrebenswert und ganz einfach zu verrichten.

Was sich hier aus dem Stuhlkreis einer Folkkapelle zu solch sagenhaften Gewaltigkeiten aufschwingt, wird fast ein wenig hilflos mit Konstruktionen wie Neo-Psychedelia und Experimental-Rock beschrieben – und ist doch nichts anderes als eine Fortentwicklung der Gospelmusik. Auch wenn manche Stücke auf diesem (klarer als sein Vorgänger YELL0W HOUSE formulierten) Album klingen, als hätten Grizzly Bear dafür drei bis vier Gospels zusammengestöpselt. VECKATIMEST setzt gewissermaßen die Arbeit fort, die Brian Wilson mit PET SOUNDS begonnen hatte – auf der Suche nach einer spirituellen Popmusik. Und auch Grizzlv Bear wurden fündig.