Guitar Army

„Rock’n’Roll ist eine Waffe der Kulturrevolution!“, schreibt John Sinclair, und wenn man nicht erklären müsste, wer John Sinclair ist und war, wäre dies vielleicht eine bessere Welt. Aber der Traum von der großen Umwälzung durch „Rock’n’Roll. Dope, Guns and Fucking in the Streets“ endete mit dem Auftritt der von ihm gemanagten Anarchoband MC5 („Kick Out The Jams“) beim Kongress der „Demokratischen Partei“ in Chicago 1968. Dort durch Flucht der Verhaftung entgangen, wurde Sinclair, Gründer und Vordenker der „White Panther Party“ (FBI: „die möglicherweise größte und gefährlichste revolutionäre Organisation in den USA“), bald darauf von einem verdeckten Ermittler um einen Joint gebeten und. weil er der Bitte nachkam, zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Brechen konnte ihn das System nicht: Er begann zu schreiben, und als er 18 Monate später (nach der John-Lennon-Single „John Sinclair“ und einem Festival mit 20.000 Besuchern, die seine Freilassung forderten) draußen war, setzte er das fort, sammelte Bilder, Plakate, Handzettel und andere Fossilien -seine Aufzeichnungen sind zugleich Historiografie der gescheiterten Revolution und Ausdruck der Hoffnung, dass die Welt irgendwann doch eine bessere wird. Sinclair ist witzig, klug, optimistisch und (mittlerweile) auch enorm weise, und drum sei die Lektüre seines zum 35. Jahrestag des Erscheinens neu aufgelegten und erweiterten Buchs auch jenen empfohlen, denen die wilden 60er so fern sind wie der Uranus.

www.johnsinclair.us