Hard rock/Heavy metal

Amerika hat wieder Helden. Don Dokken und sein Hardrock-Ensemble sind nach einer schöpferischen Pause mit TOOTH AND NAIL (WEA 960 376-1) erneut auf dem Sprung an die Spitze. Und mehr als das. Taufrisches Material bildet den Stoff, aus dem echte Hits gemacht werden. Kompromißlos im Zugriff, doch zugleich harmonisch und auf rhytmische Vielfalt bedacht, präsentieren die Vier einen originellen Stil. der couragiert britischen Beat mit amerikanischem Knowhow verbindet. Überragender Akteur sämtlicher zehn Songs ist Gitarrist George Lynch, ein riesiges Talent, das dank seiner wieselflinken und ebenso melodischen Technik selbst Eddie den Großen vom Thron bläst. (5)

Im Camp der Schwarzfüße war’s in letzter Zeit ungewöhnlich still. Auf VERTICAL SMILES (WEA 790 218-1) erfährt man auch warum: Charlie Hargrett. Mann der ersten Stunde und zweiter Gitarrist, hat die Southern-Boogie-Könige Blackfoot verlassen. Ohne ihn und trotz erheblicher Probleme bei der Produktion ist das Quartett um Rick „Chivas“ Medlocke noch immer erste Wahl. Das Cover des Dobson/Rose Klassikers „Morning Dew“, den Jeff Beck einst so phantastisch interpretierte, wie auch die Eigenkompositionen geben dem Album jenen Glanz, der ihre musikalische Zukunft rosig aussehen läßt. (4)

Der Meister läßt bitten! Auf WE WANT MOORE (Virgin 302 469-370), dem Live-Opus des irischen Gitarren-Wunders Gary Moore, zeigt er sich von seiner besten Seite. Die Aufnahmen (teils mit Ian Paice, teils mit Squiers Bobby Chouinard an den Drums), in Tokio, Glasgow, London und Detroit entstanden, zeigen den Magier auf dem Höhepunkt seiner Kunst. Unnachahmlich, wie Moore sich von Emotionen treiben läßt, sie mit Gespür formt und so mit seiner ganz persönlichen Note versieht. Neben dem Yardbirds-Song „Shapes Of Things“ finden sich Juwelen wie „Back On The Streets“ und das post-moderne „Empty Rooms“. (5)

Ständige Querelen in den eigenen Reihen schaden dem Image und haben Kiss zuletzt kaum noch zur Ruhe kommen lassen. Entsprechend war auch die Ausbeute auf Vinyl, nämlich mager. Nun, nachdem Mark St. John den profillosen Gitarristen Vinnie Vincent abgelöst hat und sich an ANIMALIZE (Phonogram 822 495-1) maßgeblich beteiligte, scheinen die frühen Glamour-Clowns mit ihrem Hardrock-Schlepper wieder unter günstigem Wind zu fahren. Noch fehlt die große Linie, doch die spritzigen Einlagen des Neuen machen zumindest einiges wett. (3)

Enttäuschend fällt dagegen das LP-Debüt der Metal-Youngster aus Seattle, Queensryche, aus, deren WARNING (EMI 1C 064-2402201) über weite Strecken eigenartig behäbig, manchmal aber auch allzu bombastisch klingt. Man hat sich offensichtlich verzettelt, wollte zu viele Elemente, Akkustisches, pseudo-Dramatisches bis Iron Maiden-Lastiges, unter einen Hut bringen. Dabei kann diese junge Band doch rocken und rollen, daß einem Hören und Sehen vergeht, wie ihre EP von ’83 bewiesen hat. Sorry: (2)

Auf Ross the Boss, den ehemaligen Dictators-und jetzigen Manowar-Chef , und seine Muskelmänner ist Verlaß. Ihr SIGN OF THE HAMMER (Virgin 206 639-620) hält wirklich Wort: Schwermetall aus einem eisernen Guß, mit Liebe begonnen, doch voller Zorn beendet, bisweilen dunkel düster drohend. Manowar schwingen den Hammer ihres Lebens. (4)

Einheimische Bands haben’s nicht leicht, die Internationale des Hardn’Heavy ist meist zu überlegen. Doch Charon, ein interessanter Hardrock-Fünfer aus Hamburg, wissen sich ihrer Haut zu wehren. Aus eigener Kraft und mit schneidigen Songs, die aggressive Eleganz besitzen. (3)

Auch Sinner, aus dem Süden der Republik, sind keine Anfänger. Ihre dritte LP DANGER ZONE (auf Noise Rec. Berlin, im SPV Vertrieb) wartet mit klug arrangierten Details und einem attraktiven Overall-Sound auf. (3)

Ein Comeback mit Schwächen, das Legs Diamond, die berühmte Hardrock-Combo aus den 70igern, dem Hörer da bieten. Ungeniert hängt man sich an alles, was Radio-Play, Charts-Erfolg und kurzweiligen Eindruck verspricht. Software für Metal-Popper heißt die Devise auf OUT ON THE BAIL (Target TE 1343/Wishbone).(2)

Legendäres aus Bochum: Wishbone Records legt den lange vergriffenen Sampler METAL FOR MUTHAS (Backbone BBLP 2) vor.

Besser kann man die Geburtsstunde der „New Wave Of Britisch Heavy Metal“ mit Gruppen wie Iron Maiden, Ethel den Frosch und anderen nicht dokumentieren. Ein wahres Muß für wahre Muthas. (5)