Hard rock/Heavy metal

Amerikas einst so beliebter Southern-Rock ist auch nicht mehr das, was er mal war. Wenn den Boogie-Rittern und Schnauzbärten aus dem Süden nicht bald etwas einfällt, droht ihnen der musikalische Exitus. Von Lynyrd Skynyrds Klassikern wie „Sweet Home Alabama“ oder „Free Bird“ können die meisten jedenfalls nur träumen.

Auch Molly Hatchet, inzwischen schon reichlich betagt, sind da eher die Regel und nicht die Ausnahme. Mal ein Saxofon-Stoß hier, ein paar weiche Keyboard-Spritzer dort – als musikalischer Aromastoff ist das auf Dauer zu wenig, um wieder Anschluß an die internationale Spitze zu finden.

Eine Band von Format braucht vor allem gute Einfälle. Doch da liegt bei den Mollys der Hase im Pfeffer. THE DEED IS DONE (Epic EPC 26213), die Tat ist vollbracht, heißt das neue Opus der Herren Hlubeck, Brown & Co. Wenn man sich dabei nur nicht verschätzt hat. Denn forsche Gitarren in formelhaftem Einheits-Rhythmus, mal scharf gespielt, dann wieder verhalten bis reserviert, dazu eine Stimme, die nicht so recht weiß, wo sie hin soll und die Töne nur halbherzig trifft das alles deutet bereits das Ende des Great Southern n‘ Roll an. (2)

Und wieder öffnet Amerikas schier unersättliche Hit-Schmiede seine gefräßigen Tore – für Black ’n‘ Blue (Getfen Rec. GHS 24041/ Import), fünf unschuldige Youngster aus Kalifornien. Die sympathischen Bleichgesichter haben ihr gleichnamiges Debüt-Album beim großen Sound-Zampano Dieter Dierks aufgenommen.

Seine Regie drückt dem Ganzen denn auch den unverkennbaren Stempel auf: clever arrangierter Power-Rock mit Metal-Dosis, mittlere Gewichtsklasse, einige Songs auf Radio-gemäßem Niveau, elegant und erfolgversprechend zugleich. Das lieben die Amis nun einmal, sich im Auto auf dem Highway von appetitlichem Hardrock umsäuseln zu lassen. „Hold On To 18“ (eine Alice Cooper-Hommage?) und das Sweet-Cover „Action“ sind die Höhepunkte ihres Elaste n‘ Roll-Album. (3)

Kaum weht dem gefeierten Exil-Schweden Yngwie Malmsteen der große Duft unsterblichen Ruhms um die Nase, da meint das Greenhorn auch schon, den Star mimen zu müssen, verläßt Alcatrazz und geht seiner Wege. Eine schöne Bescherung. Zuvor jedoch hat sich der Hype-Gitarrist auf LIVE SENTENCE (Rocshire Rec. XR 22020/Wishbone) noch einmal in Orgien gewälzt.

Malmsteens Blackmore-Verehrung gleicht purem Götzendienst, erweist sich als blanke Kopie, inklusive des penetranten classic touch (Bach rauf und runter). Und Mr. Bonnets gequälte Kehlkopf-Akrobatik, mal etwas zu hoch, mal etwas zu tief, immer genau daneben und nur selten auf gleicher Wellenlänge, ist ein weiteres Manko. Graham singt mit dem Charme eines Kreidefelsens.

Das Live-Album ist ein Potpourri aus Gestern und Heute: Von Rainbow (zwei Songs) über seinen Solo-Hit „Night Games“ bis hin zu Titeln von Alcatrazz‘ LP-Premiere reicht die bunte Mischung. Noch: (3)

Auch ihr zweites Album zeigt die englischen Tokyo Blade auf der Höhe der Zeit – traditioneller Hardrock mit Witz und Biß vorgetragen, melodienlastig, ohne jeglichen Kitsch. Sie fackeln nicht lange, die beiden Gitarren geben den kompromißlosen Ton an – und am Ende kommt dabei ein über zwei Seiten und acht Songs attraktives Stück Vinyl heraus – NIGHT OF THE BLADE (Powerstation/Roadrunner: Wishbone, SPV). (4)

Ein Tank allein genügt nicht. Die Briten haben sich also verstärkt, zum Quartett erweitert, mit Graham Crallan on drums, Cliff Evans an der zweiten Klampfe.

Der Wechsel hat offensichtlich gut getan. So gut, daß sie mit ihrem Tempo und dirty drive selbst Motörhead Konkurrenz machen können. Ihre ungestüme Art kommt glänzend zur Geltung, die Songs, insgesamt sieben auf HONOUR & BLOOD (Roadrunner RR 9850/ SPV), sind jederzeit feuerfest. Tanks vierte LP läßt für die Zukunft des British Metal noch einiges erwarten. (4)

Geläutert und zugleich musikalisch konvertiert präsentieren sich die ehemaligen US-Punker 45 Grave (Enigma E 1039/Wishbone) um Sängerin Dianah Cancer. Zwei Gitarren, Drums, Baß und Keyboards stärken ihr den zierlichen Rücken, wenn sie mit morbider Stimme „Partytime (The Story Of Sabine)“ in Hardrock-Manier zelebriert. Alice Cooper (von dem auch „Schools Out“ auf der A Seite dieser Maxi stammt) meets Black Sabbath an einem nebligen Samstagabend (oder war es vielleicht on the edge of doom?) das Resultat ist ein angenehm diffuser Horror-Metal-Post-Punk, der von Michael Wagener kongenial produziert wurde. (5)