Ian Brown – The World Is Yours

Das vorab-auch auf die Gefahr hin, bis in alle Ewigkeit von Brit-Pop-Fanatikern mit Topffrisur gejagt zu werden: Die Stone Roses werden gemeinhin überschätzt. Sie haben ein (!) recht ordentliches Album gemacht, das in vielerlei Hinsicht wichtig war: vor allem für Liam Gallaghers philosophisches Weltbild und die Bereitschaft zahlreicher 90er-Jahre-Brit-Hirsen, ihr Selbstverständnis irgendwo zwischen Playstationabhängigkeit, Affengang und ihrer privaten Marihuanaplantage einzurichten, lan Brown solo, auch das muss gesagt werden, zieht freilich noch wenigervom Teller als die Stone Roses. Zugegeben: Der Mann ist in England eine Institution. Aber erstens kann man Gleiches auch von Victoria Beckham behaupten, und zweitens muss man natürlich fragen: eine Institution für was eigentlich? In erster Linie ist Ian Brown ein Denkmal des o-beinigen, in Trainingsklamotten gehüllten Kiffergeprolles, das hierzulande in dieser Form gottlob nicht ganz so weit verbreitet ist. Auf der Insel schon, und deshalb ist „King Monkey“ dort auch ein Star. Von all diesen Vorbehalten abgesehen, ist Brown freilich eine lustige Type. Er passt sich nich tan, labert ohne nachzudenken, liegt im morrisseyesken Dauerclinch mit dem anderen wichtigen Mitglied seiner Ex-Band, und er veröffentlicht in loser Regelmäßigkeit Soloplatten, die in ihrer charmanten Lahmheit ihresgleichen suchen. Sein fünftes Album The World Is Yours ist das eines zornigen, bekifften Mannes: Ian Brown geißelt (in wenig origineller Lyrik) Armut, die Macht der Kirchen und – mit Unterstützung von Sinead O’Connor-die Kriegseinsätze im Irak und in Afghanistan. Auch sonst hat er allerhand Gäste eingeladen, die man nicht unbedingt erwähnen muss, weil man sie schlichtweg nicht heraushört. Es geht auf The World Is Yours gewohnt gemütlich zu: Brown bedient sich exzessiv nervtötender 90er-Jahre-Plastik-Geigen aus der Sample-Kiste. die er über naheliegende Groove-Muster (ebenfalls aus den 90er-Jahren) schmieren lässt-und obendrauf thront diese unverkennbare irgendwie metallische Nichtstimme. Für Fans des Mannes ist dieses Album sicherlich solide Ware. Ansonsten allenfalls empfehlenswert, falls man noch etwas zur Beschallung seiner Hanfplantage oder seines Jogginganzugs sucht.

www.ianbrown.co.uk