Incredible String Band – Saesons they Change
Wie sag‘ ich’s meinem Leser? Genau diese Frage taucht regelmäßig bei Rezension einer Incredible String Band-LP auf, denn die ISB war, bis zu ihrer Auflösung vor gut zwei Jahren eine der individuellsten, schillerndsten und unerklärbarsten Bands der gesamten Szene. Mit „Seasons They Change“ kann man nun in Form eines „Best Of‘-Doppelalbums den Weg der ISB, einmal von 1966-69, dann von 1971-74 verfolgen. Warum die Zeit dazwischen auf diesem Album fehlt, bleibt allerdings undurchschaubar.
Jedenfall zeigt „Seasons“, warum die ISB einerseits hochgelobt wurde: Mike Heron und Robin Williamson, durch all die Zeit das Rückgrat der Band, bezogen ihre Ideen tatsächlich aus sämtlichen Stilformen, welche die Tonkunst zu bieten hat – lediglich englischer Folk trat als faßbare Basis deutlicher in den Vordergrund. Und zusätzlich schafften es Heron und Robinson auch noch, ihre persönlichen Erfahrungen, meist solche mit Drogen, pur und direkt in die Rillen zu bringen, weshalb nahezu keine Platte der ISB wirklich für das Publikum gemacht zu sein schien. Schon aus diesem Grund blieb „Kommerz“ für die ISB ein Fremdwort.
Trotzdem ist „Seasons“ sehr emfehlenswert. Für Kinderohren, die noch relativ unvoreingenommen hören können, ist diese Musik ebenso geeignet wie für ,trainierte‘ Hörer, die sich von einer Mixtur aus Pink Floyd, Zappa, Woody Guthrie, Walter von der Vogelweide, Amazing Blondel und Bela Bartok’s Streichquartetten nicht mehr schrecken lassen! Wohlgemerkt: Diese Aufzählung meine ich ernsthaft und wer dabei passen muß, sollte auch „Saeaons“ nicht anfassen.