Iron Butterfly

Metamorphose

Iron Butterfly möchte mit dem „In a gadda da vida“-Mythos Schluss machen. Sonst hätten sie ganz bestimmt auf ihrer neuesten Scheibe „Metamorphosis“ darauf aufgebaut Dass sie es nicht gemacht haben, ist ein Beweis dafür, dass es bei Ihnen auch noch andere musikalische Ideen zu verwirklichen gibt. Mike Pinera, leadguitar, El Rhino, lead-guitar, Doug Ingle, organ, Ron Bushy, drums, und Lee Dorman, bass, beweisen lauf ihrer neuesten LP, dass es auch I ganz ohne Knochen-knackenden- „In a gadda da vida“-Sound geht. Selten hat mich eine LP so Stück für Stück begeistert, wie es bei dieser der Fall war. Das fängt schon bei „Free Flight“ der Einleitung, die knapp eine Minute dauert, an. Obwohl man bei solchen knappen Einleitungen keine Pauschalurteile abgeben kann, konnte ich doch feststellen, dass andere Töne angeschlagen wurden. „New Day“, der nächste Titel, kommt es (wie fast allen Stücken zugute, dass sich in Mike Pinera und El Rrtino, zwei Leader gefunden haben, die wie Hemd und Hose zusammenpassen. Mike Pinera ist der experimentellere von beiden. Das kommt besonders bei dem 14 Minuten-Stück „Butterfly Bleu“ heraus. Obwohl fast „Gadda“-Länge, kann man keine Vergleiche ziehen. Es ist etwas völlig eigenständiges und keine Anlehnung an schon vorhandene Titel. Was sich in der Zeil nicht geändert hat, ist die Stimme von Doug Ingle; kraftvoll und mit Spannung geladen, heizt er mächtig an. Bei „Shady [Lady“, 3. Titel, tritt sie deutlich hervor. Dieses Stück habe ich auch zu meinem Lieblingstitel auserkoren. Die barocken Zwischenfiguren, die Doug Ingle auf der Orgel modelliert, faszinieren mich immer wieder aufs Neue. Die dynamischsten Stücke sind zweifellos „Stone Believer“ und „Easy Rider“. Man begnügt sich nicht mit billigen Effekten, sondern will wirklich etwas sagen. Wer diese Sprache nicht versteht, dem kann ich nur sagen, er ist selbst dran schuld. In „Stone Believer“ lösen sich die Choreinlagen mit melodischen, wechselseitigen Gitarrensolis ab, wobei die Orgel auch nicht zu kurz kommt. Das Ganze ist in einem Rhythmus aufgebaut, der angreift ohne zu verletzen, der jedoch die ganze Selbstaufgäbe braucht, um sich bei jedem persönlich zu entfalten. Man braucht, um die neue Scheibe von Iron Butterfly zu verstehen, nicht unbedinqt ein eingefleischter Fanatiker zu sein. Aber man sollte ein Bewusstsein haben, das über die „Gadda“-Zeit hinaus ist, denn die Interpretationen von musikalischem Ideenreichtum haben sich gewandelt. Solltet Ihr noch immer „In a gadda da Ivida“ nachtrauern, dann ist mit dieser LP die Zeit gekommen, um damit endlich Schluss zu machen. „Metamorphosis“ ist nur der Anfang von einer neuen Entwicklung, die bei Iron Butterfly nun aufgebaut wird. Ich glaube, man ist es ihnen schuldig, diesen Anfang auch bei sich selbst vorzunehmen.