James Carr – You Got My Mind Messed Up
Er gab den Prototypen des vom Leben überforderten Genies ab. James Carr, von prominenten Fans wie Elvis Costello, Dan Penn oder Alex Chilton als größte Stimme des Südstaaten-Soul überhaupt verehrt, verstarb am 7. Januar 2001 vereinsamt in einem Krankenhaus in Memphis, Tennessee. Die Zeit nach seinen bahnbrechenden Aufnahmen für das Goldwax-Label Mitte der sechziger Jahre war der Mann in einem Sumpf aus Drogen und Antidepressiva abgetaucht, und verbrachte anschließend wohl mehr Zeit in Nervenheilanstalten als auf der Bühne oder im Studio. Es lag wohl auch an seiner schwierigen Persönlichkeit, dass Carr trotz seiner konkurrenzlosen Sangeskunst niemals den Erfolg weit ausdrucksschwächerer Kollegen auch nur annähernd erreichen konnte, dass Soulfans, die die Platten von Otis Redding oder von Wilson Pickett in ihren Stereoanlagen rauf und runter nudeln, oft noch nicht einmal seinen Namen kennen. Mit der Wiederveröffentlichung seines ersten – und um ganze zwölf Bonustracks aufgestockten – Albums YOU GOT MY MIND MESSED UP aus dem Jahre 1967 könnte sich das ändern. Das ist eine neue Chance, um James Carrs kleinem aber unschätzbar einflussreichem CEuvre endlich das Publikum zuzuführen, das es auch verdient. Nachdem ihn das Goldwax-Label mit Country-Songwritern wie Quinton Claunch und O.B. McClinton zusammenbrachte, fand der Soulsänger sein ideales Vehikel: Die schmerzerfüllte Ballade, getränkt in trauernde Bläsersätze, interpunktiert von bluesigen Gitarrenlicks. Klassiker wie „Pouring Water On A Drowning Man“, „Love Attack“ oder Dan Penns „The Dark End Of The Street“ erwuchsen aus dieser Kombination. Dutzende von Sängern – von Otis Redding bis hin zu Aretha Franklin – sollten sie nach ihm covern. Die Intensität von James Carr allerdings hat keiner von ihnen jemals erreicht. Ob die Krankheit der Einsatz war, den Carr für seinen traurig-gequälten Gesang zahlen musste? So oder so, YOU GOT MY MIND MESSED UP bleibt eines der größten Alben, die das Soul-Genre in seiner ganzen Geschichte hervorgebracht hat.
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