Jens Friebe :: Abändern

ZickZack/Indigo

Der wohl am meisten unterschätzte deutsche Songwriter findet die musikalische Form für seine immer schon hervorragenden Texte.

Die herausragendste von Jens Friebes vielen Stärken ist wohl die Ambiguität seiner Texte: seine Fähigkeit, abgedroschene Redewendungen in einen neuen Zusammenhang zu setzen und für Abstraktes surreale, aber anschauliche Bilder zu finden. Persönliches schwimmt bei Jens Friebes Lyrik nicht in einer Befindlichkeitssoße, ihm gelingt eine sehr eigene, charmante Mischung aus Dandytum und Beobachterpose. Insofern schien es passend, dass auch der Sound seiner drei bisherigen Alben immer ein wenig unentschieden war: Synthie-Pop stand neben schepperndem Lo-Fi, schwungvolle Hymnen neben melancholischen Liedern. Auf dem aktuellen Album, dem ersten seit drei Jahren, klingt Jens Friebe minimalistischer, rastloser und experimentierfreudiger als früher. Oft treibt er sich mit einem nervösen Klavier an. Ironischerweise unterstreicht dieser etwas homogenere Sound den Schwebezustand der Texte. Die funktionieren dadurch noch besser – auch wenn einzelne Songs die Fähigkeit haben, auf die Nerven zu gehen. Der Witz des an Foyer des Arts erinnernden Venga-Boys-Covers „Up & Down“ etwa hat sich schon beim dritten Hören verbraucht. Als alter Fan vermisst man die schwelgerischen Momente. Doch Jens Friebes leicht näselnde, abgeklärte Stimme sorgt für hinreichend Kontinuität. Meistens geht man gerne mit.

www.jens-friebe.de

CD im ME 10/10