Jimi Hendrix – Live At Woodstock

Rückblickend zählt der Auftritt von Jimi Hendrix am 18. August 1969 zweifellos zu den Höhepunkten des Woodstock-Festivals. Die respektlose Weise, mit der Hendrix die amerikanische Nationalhymne-das Nationalheiligtum Nummer 1 – mit Fuzz und Wah-Wah-Pedal zum Luftkriegs-Soundtrack verhackstückte, verschaffte ihm zu Zeiten des Vietnamkriegs bei den Kriegsgegnern eine unglaubliche Popularität. Zu Recht – obwohl Jose Feliciano genau das schon ein Jahr zuvor musikalisch weit behutsamer unternommen hatte und dafür ausgebuht worden war. Schon 1994 erschien übrigens dieses Hendrix-Konzert auf CD, das damals nicht ganz korrekt als „erste Veröffentlichung des kompletten Woodstock-Auftritts“ angekündigt wurde. Denn die neue Ausgabe enthält vier weitere Songs, die bisher auf noch keiner (offiziellen) Woodstock-CD auftauchten. Und es mutet schon komisch an, daß das ausgerechnet so populäre Hendrix-Knaller wie „Foxy Lady“, „Spanish Castle Magic“ und „Hey Joe“ sind. Warum nur hat man diese Songs bei bisherigen Woodstock-Editionen „übersehen“? Es sollen sogar noch weitere Songs wie „Mastermind“ oder „Gypsy Woman“ im Archiv schlummern, die leider auch diesmal unberücksichtigt blieben, obwohl noch Platz auf den CDs wäre. Wie auch immer was Jimi Hendrix damals auf der Woodstock-Bühne 140 Minuten lang zelebrierte, zählt zu den Sternstunden der Musikgeschichte. Und das trotz der frühen Tageszeit: Er wollte unbedingt der Headliner sein, und aufgrund der unzähligen Pannen verschob sich sein für die Nacht geplanter Auftritt bis in die frühen Morgenstunden. Hinzu kam,daß Hendrix seine Experience-Band erst zwei Monate zuvor völlig überraschend aufgelöst hatte. Da stand er nun, ohne Formation und angekündigt als Top-Act des Woodstock-Festivals. Jimi – nicht umsonst ein Meister der Improvisation verpflichtete neben Drummer Mitch Mitchell seinen Armee-Kumpel Billy Cox als Bassisten und lud gleich noch den Gitarristen Larry Lee und die beiden Perkussionisten Juma Sultan und Jerry Velez auf die Bühne. Die letzten drei Protagonisten, die er erst kurz zuvor bei Jam-Sessions kennengelernt hatte, verschwinden allerdings im Mix und bleiben so nahezu unhörbar im Vergleich zum infernalischen Treiben des eigentlichen Kern-Trios. Eigentlich wollte er ja mit diesem Quartett namens Gypsy Sun & Rainbows ein Akustik-Set aufführen, was ihm aber sein Management verbot. Vielleicht gut so, denn Hendrix‘ legendäres Woodstock-Konzert war sicher nicht sein bestes, aber wohl sein ehrlichstes. Und es festigte weiter seinen Ruf, der bis dato innovativste Rock-Gitarrist zu sein.