Jimi Tenor – Out Of Nowhere
Darf man Jimi Tenor schon Genie nennen? Nach dieser Platte bestimmt. Der Finne betritt mit seinem dritten Album auf dem Warp-Label Soundlandschaften, die ihn in eine völlig neue Richtung führen. Aus dem experimentellen Umfeld des“Säkhö“-Labels kommend revolutionierte Tenor Mitte der 90er Techno, indem er ihn an Pop andockte. Mit „Take Me Babe“ sorgte er für den bis dahin unerhörten Vorgang, dass die Loveparade einen Refrain skandierte. Später erweiterte er sein musikalisches Spannungsfeld mit dem dritten Eckpunkt Jazz. Auf OUT OF NOWHERE nun stellt er dieses Koordinatensystem in ein völlig anderes Umfeld: Programmmusik heißt die Zielvorgabe. Jimi Tenor, so heißt es, habe sich erst Filmszenen samt Schnittfolge erdacht, um sie anschließend zu vertonen. Bei der Ausführung spielte das Sinfonieorchester des polnischen Lodz eine tragende Rolle. Nun liegt eine Platte vor, bei der Techno, Jazz, Pop und dazu Soul, Chanson, Swing immer noch vorhanden sind, allerdings in den Hintergrund treten zugunsten opulenter Klanggemälde, die zwar in Richtung Soundtrack tendieren, aber einer Ergänzung durch Bilder nie bedürfen. Jimi Tenor greift mit tausend Händen in den Klangschrank, zieht Bläserfanfaren hervor und Gitarrenriffs, Streichersequenzen und Ethnoflöten, Soulstimmen und swingende Passagen,Sitarklänge und Synthiebrummen. All das und noch so viel mehr mischt er zu einem Klangkosmos, dessen Vielschichtigkeit seinen Schöpfer mit einer neuen Berufsbezeichnung ehrt: Ab sofort bitte nicht mehr „der Techno- oder Popmusiker Jimi Tenor“, sondern „der Komponist Jimi Tenor“.
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