Jimmy Eat World – Bleed American :: Emo-Pop

Eine der Erfolgsgeschichten 2000:Von ihrer Plattenfirma Capitol im Stich gelassen, tourten Jimmy Eat World rund um den Globus vor immer mehr begeisterten Zuschauern, bis selbst in Deutschland die Clubs so groß wurden, dass die hiesige EMI das bereits 1999 in den USA erschienene Album CLARITY schließlich im Herbst 2000 doch noch veröffentlichte und damit prompt in den Top 40 landete. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Band schon von Capitol getrennt und war neue Aufnahmen in Eigenregie angegangen. Jetzt ist man bei Dreamworks gelandet, mal abwarten, wie lange diese Konstellation hält. Neue Wege wollten sie bestreiten, weg aus der Emo-Core-Sackgasse, mehr Pop-Offenheit. Das ist ihnen sicherlich geglückt, doch Bleed American klingt merkwürdig zerrissen, als wollte die Band krampfhaft eine neue Vielseitigkeit demonstrieren. Da gibt es den überschwänglichen Power-Pop des Titelstücks zum Auftakt, ein absoluter Knaller, der bereits auf der letzten Tour für Furore sorgte. Auch das folgende „A Praise Chorus“ kommt mit viel Schwung und Energie gut aus den Startlöchern, doch bereits „The Middle“klingt mit seinem Tralala-Refrain wie aus der AOR-Hitretorte. Als hätten sich Loverboy noch einmal zu einem Comeback entschlossen.“Your House“ ist dann nur noch seichter Schmuse-Akustik-Pop mit Pathos-Gesang und gruseligen Power-Drums. „Sweetness“ nervt mit penetranten „Whoa-whoa“-Gesängen, „Hear You Me“ ist wieder kitschigster Feuerzeug-Schmonz und „If You Don’t, Don’t“ erinnert ausgerechnet an den Wave-Pop der Cutting Crew (die mit „I Just Died In Your Arms“). Mit „Get It Faster“ und „Cautioners“ wagt sich das Quartett an vertrackte Pop-Rhythmen, die sich zwar im Refrain auflösen, aber trotzdem unentschlossen vor sich hintreiben. „The Authority Song“ ist ein klassischer Power-Chord-Song, in dem Jimmy Eat World endlich wieder ihre Stärken ausspielen können, doch der Fingerschnipp-Rausschmeißer „My Sundown“ dämpft die Euphorie gleich wieder. Extreme und deren „More Than Words“ lassen grüßen. Mit dem nächsten Album werden sich Jimmy Eat World dann entscheiden müssen, wohin die Reise gehen soll. Es steht zu befürchten, dass die Zeiten, in denen sie als eingängige Alternative zu Fugazi durchgingen, vorbei sind. Schade eigentlich.

www.jimmyeatworld.com