Joe Jackson – Night And Day

1) Wenn wir ehrlich sind und nicht einem sich abzeichnenden modischen Trend hinterherschwatzen, müssen wir feststellen: NIGHT AND DAY ist zunächstmal ein Joe Jackson-Album, das vertraut wirkt. Die Linienführung der Songs, die Autorenhandschrift, haben sich so gut wie gar nicht verän dert.

2) Joe Jackson wechselte ein Team ein, das sich an Bass, Schlagzeug und zahlreichen Percussiongeräten betätigt: Graham Maby, Larry Tolfree und Sue Hadjopoulos. Der Chef tastet an Klavieren, Orgeln und Synthesizern. Keine Gitarre weit und breit.

3) Latino-Sound in allen Variationen, mit allen Kürzungen und Strekkungen, die momentan „in“ sind. Wie vor ca. einem Jahr – speziell in englischen Clubs – plötzlich Alt-Jazz wieder „in“ war und (natürlich zufällig) die Jackson-LP JUMPIN‘ JTVE erschien.

4) Joe hat also seinen ursprünglichen Kompositionsstil beibehalten, ABER: er hat diesen angereichert, Latino-Rhythmen beigegeben und dann und wann ein paar Tupfer nah-, mittel- und fernöstlicher Klänge mitverwoben. Der Zwiespalt: Einerseits gefällt es mir, daß hier jemand „ausbricht“, an seiner Musik arbeitet und nicht nur reproduziert. Andererseits: Reicht ein solches Krups-3-Mix-Verfahren? Steckt Überzeugung dahinter oder wird hier nur verknubbelt, was gerade „im Trend“ liegt? Erste Version: Hier mischt einer, um eingefahrene Gleise zu verlassen. Zweite Version: Das ist alles weder Fisch noch Fleisch.

5) An einigen Stellen erscheint mir das Songmaterial zu dünnflüssig. Die LP wurde in New York erdacht und realisiert. Zwischen den Rillen tönt es vereinzelt nach müdem Musical (wann kommen die alten britischen Show-Bands wieder in Mode?!).

6) „Cancer“ hat einen platten Text, »Steppin‘ Out“ ist ein hervorragender Song.

7) Vielleicht zieht NIGHT AND DAY ihren Gehalt aus der Widersprüchlichkeit.

8) Ich kann diese LP nicht konkret bewerten.