John Hiatt – Warming Up To The Ice Age

Beim ersten Song traut man zunächst nicht seinen Ohren. Da rabatzen die Klampfen mächtig im Stil der Texas-Rocker ZZ Top. Doch wenn dann die nasale, nölige Stimme durchs Saitengewirr drängelt, hat man den ewigen Geheimtip und Kritikerliebling voll im Ohr.

Nicht ganz zwei Jahre war der amerikanische Sänger und Gitarrist von der Bildfläche verschwunden. Eine verlängerte Kreativpause, in der er neue Richtungen für seine Musik auskundschaftete? Immerhin weist die neue LP gegenüber dem Vorgänger RIDING WITH THE KING rauhere Ecken und etwas mehr Spröde im Gitarrenhandwerk auf.

Dabei bleibt Hiatt gleichzeitig aber auch seiner großen Liebe treu – dem Soul. Gerade in den kuschelweichen Balladen, die manchmal haarscharf am Kitsch vorbeisegeln, hat sein unverkennbarer Gesang die besten Momente. „When We Ran“, „She Said The Same Things To Me“ (im Duett mit der stimmgewaltigen Frieda Woody), „Living A Little, Laughing A Litle“ – hier wird der Schmalz zur Handelsklasse A. Im letzteren Song ließ es sich gar Elvis Costello, mit dem man Hiatt nur zu oft verglichen hat, nicht nehmen, gefühlvoll ins Mikro zu hauchen. Vielleicht sollten die beiden mal eine gemeinsame Platte machen.

Auf der zweiten Seite startet Hiatt dann wieder mit einem volltönenden Soul-Rocker samt grantiger Gitarre und der typisch wühlenden Orgel. „Warming Up To The Ice Age“ im satten Funk-Groove handelt Hiatts eigenwillige Love-Stories ab, die nicht gerade auf der Sonnenseite des Lebens spielen. In „Im A Real Man“ stellt er ein für allemal fest:

„I’m thirty-one years old now and I still don’t mind… how do you like to rock with a real man?“ Ein Pflichtprogramm für Rockfans.