John Lee Hooker: Der Boogie-Mann :: Die Boogie-Bio: Blues Buddha

„Musik heilt die Welt und sorgt dafür, dass es weitergeht.“ So sagte es der Boogie-Mann vor wenigen Jahren im Interview. Und brachte damit seine Sicht der Dinge auf den Punkt. John Lee Hooker, inzwischen 83 Jahre alt – oder sind es 85, womöglich erst 80, wer weiß das schon so genau? – ist „The Healer“, der große alte Mann der schwarzen Musik. Einer, der tatsächlich alle Höhen und Tiefen einer Musikerkarriere erlebt hat, der dabei war, als in den 40er Jahren in Chicago die Blaupause für die Unterhaltungsmusik der zweiten Jahrhunderthälfte entwickelt wurde, der dort mit Songs wie „Boogie Chillen“, „l’m In The Mood“ oder „Boom Boom“ Unvergängliches schuf, später fast völlig vergessen war und im hohen Alter eines der erstaunlichsten Comebacks der Rockgeschichte erlebte. Und: Hooker ist bis heute zeitgemäß, er wird hofiert auch von der jungen Generation der Pophörer. Gleichzeitig aber ist er der simpelste, der klarste, der authentischste und damit der archaischste Vertreter der schwarzen Musik. Hooker ist der Blues. Und Charles Shaar Murray erzählt uns, warum das so ist, wie es dazu kam, was es bedeutet. Murray zeichnet das Leben dieser Legende nach, verfolgt Hookers Weg von einer Farm in Clarksdale, Mississippi, über die Stationen seiner Wanderjahre, Memphis, Detroit, Chicago, bis ins sonnige Kalifornien, wo Hooker seit den 70er Jahren lebt. Dabei erzählt Murray – ganz nebenbei – die Geschichte der Schwarzen, die des Südens, die der amerikanischen Unterhaltungsmusik. Geschert, ungemein kenntnisreich, und bei aller Akribie unterhaltsam, über die Maßen spannend. Garniert sind die fast 500 Seiten mit reichlich O-Tönen aus Dutzenden von Gesprächen, die Murray mit Hooker selbst, aber auch mit Wegbegleitern und Zeitzeugen führte. Gleich seinem Held ragt Murrays Buch wie ein Monolith aus dem tristen Durchschnitt des Genres heraus. Kein Wunder, der Autor, verdienter „Rolling Stone“-Journalist und preisgekrönter Hendrix-Biograf („Purple Haze“), gilt als einer der kompetentesten Kenner der amerikanischen Kultur. Und zudem als außergewöhnlich guter Schreiber – zwei Qualitäten, die dieses Buch für jeden Interessierten zum Hochgenuss machen. Hinzu kommt, dass der Verlag dem Boogie-Mann mit Bernhard Schmidt einen so sensiblen wie kompetenten Übersetzer spendiert hat. John Lee Hooker ist nicht nur die Biografie eines großen Musikers, es ist auch ein großes Buch eines großen Schriftstellers – mithin ein Glücksfall. How how how howl.

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