John Lennon

Acoustic

Gitarristen bekommen die Spielhilfen zu diesen Unplugged-Versionen mitgeliefert.

So skeptisch man dem Einfluss Yoko Onos auf John Lennon gegenüberstehen mag – eines kann man der Witwe sicher nicht vorwerfen: dass sie das künstlerische Erbe ihres Mannes ausschlachtet. Nur selten kommen Schätze aus dem Archiv John Lennons ans Licht, und wenn, dann eher bruchstückhaft. Die einzige Ausnahme bildete 1998 das Box-Set Anthology, das Lennon anhand von Konzertmitschnitten, Alternative-Takes und Studiosessions auf dem Höhepunkt seiner Emanzipation von den Beatles zeigte. Und uns nun direkt zu Acoustic führt: Mehr als die Hälfte der Songs – vom ungeschliffenen „Working Class Hero“ bis zum knappen, fast possierlichen Schlussinstrumental „It’s Real“ – fanden sich bereits auf Anthology. Neu hingegen sind Rohfassungen wie die von „Cold Turkey“. „What You Got“ und „Well Well Well“, die zwar nicht ausnahmslos berücken, in jedem Fall aber wertvolle Einblicke in die Liedschreiberei Lennons ermöglichen – und damit das Konzept von Acoustic tragen: „Ich widme dieses Album den Gitarristen von morgen“, schreibt Yoko Ono in den Liner Notes und lässt seitenweise Songtexte folgen, über denen die entsprechenden, mitunter penibelst transkribierten Akkorde stehen. Inklusive Griffmustern im Anhang! „Ein Gitarrenlehrbuch mit Begleit-CD“, könnte man’s freilich überspitzen, zumal die lose Aneinanderreihung von Songs, die Lennon auf der Akustischen spielt, eher den Charme einer Compilation besitzt als den eines homogenen Albums. Nur würde man dann ignorieren, dass Yoko Ono mit acoustic noch ein zweites, offenbar viel wichtigeres Ziel verfolgt: gründlich aufzuräumen mit dem seit „Imagine“ festgebrannten Bild von Lennon. dem stillen Songwriter am Flügel.

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