John Lennon und die Beatles von Jann S. Wenner / Die Ballade von John und Yoko von David Sheff / Nowhere Man von Robert Rosen :: Balladen von John und Yoko

Das Gute vorneweg: Zwei der drei Veröffentlichungen sind empfehlenswert. Aber der Reihe nach, strikt chronologisch. Die Beatles waren gerade mal ein halbes Jahr getrennt, als Jann Wenner, Herausgeber des US-Rolling Stone, John Lennon im Büro seines New Yorker Managers aufsuchte. Das dabei entstandene Interview, das hierzulande 1981 als Taschenbuch erschien, darf man mit Fug und Recht als einen Klassiker des Rockjournalismus bezeichnen. Die aktuelle Neuauflage unterscheidet sich nur marginal von besagter Taschenbuchfassung, wobei die ältere Übersetzung ein wenig süffiger ausgefallen ist. Womit der einzige Kritikpunkt abgehandelt ist, denn ansonsten gibt es an Wenners Werk nichts auszusetzen. Für Beatles-Nostalgiker ist JOHN LENNON UND DIE BEATLES (176 S. (5)) allerdings starker Tobak, geht Johnnyboy mit den Fab Four doch allzu hart ins Gericht – die Wunden waren im Dezember 1970 eben noch frisch. Wesentlich versöhnlicher wirkte er im Sommer 1980, als er nach fünf Jahre währender Zurückgezogenheit dem Journalisten David Sheff Rede und Antwort stand. Das Gespräch erschien seinerzeit im „Playboy‘ und ist wie Wenners Interview ein einmaliges Zeitdokument. Lennons komplexer Charakter offenbart sich in seiner ganzen Widersprüchlichkeit: DIE BALLADE VON JOHN UND YOKO (232 S. (5)) zeigt ihn als liebevollen Softie, harschen Zyniker und egomanischen Spinner aber vor allem als sensiblen und intelligenten Menschen, dem der eigene Mythos glaubhaft zu schaffen machte. Ärgerlich hingegen ist NOWHERE MAN (212 S. (2)), bedient es doch jenen Voyeurismus, dem Lennon entgehen wollte. Robert Rosen beruft sich auf Johns Tagebücher, die ihm kurzzeitig zur Verfügung standen, und bastelt daraus einen reißerischen Bericht über „Lennons letzte Tage in New York“ (Untertitel). Glaubt man ihm, war Lennon ein neurotisches Wrack, ferngesteuert von Yoko Ono, zahlreichen Astrologen und Psycho-Onkeln. Komisch nur, dass dieser verwirrte Okkultist in Sheffs sehr persönlichem Interview einen recht vernünftigen Eindruck macht. Also: zwei hui, eins pfui.

www.hannibal.de