Jule Neigel Band – Alles!
Zehn Jahre sind ins Land gegangen, seit Jule und ihre Band erste „Schatten an der Wand“ verursachten. Längst gehören sie zum Inventar der deutschen Rockszene. Zu Recht, denn ihr Erfolg gründet sich nicht auf mediengerechte Schaumschlägerei sondern auf solides Handwerk. Ergo bietet auch dieses sechste Studioalbum der Ludwigshafener Formation bodenständiges, radiokompatibles Material. Die 14 Texte aus der Feder der Chefin decken wie immer ein breites Spektrum ab (von „Überall“, der Ode an den kleinen Mann, bis hin zur erotisierenden Anmache von „Feuer“). Zwar nutzt die JNB dabei souverän die Stilmittel moderner Popmusik, phatte Crossover-Grooves ebenso wie schick designte Drum-Loops (die Trommler „Lui“ Ludwig wenigstens selbst einspielt), aber ob Jule auf diese Weise beim nachgewachsenen Publikum ein Bein in die Tür bekommt, darf bezweifelt werden. Zu sehr paßt das ALLES! in die Abteilung „Intelligenter Poprock, p.c. & okay“. Musik für aufgeklärte Mittdreißiger, die mit Jule erwachsen geworden sind. Den Coolness-Faktor, den die von VIVA-Onkel Gorny gezüchtete Postrockgeneration anmahnt, kann Jule längst nicht mehr liefern. Und würde sie es denn versuchen, keiner würde ihr glauben – der Schiffbruch wäre gewiß. So geht sie kein Risiko ein und bietet solide, bewährte Kost. Ihre vielen Fans werden’s ihr danken, denn sie wissen: Das Phänomen Jule Neigel passiert weniger im CD-Player als auf der Bühne – live kommt Jule erst richtig.
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