Keith Moon – Two Sides Of The Moon

Es war einmal vor 32 Jahren, in einer fernen Rock-Epoche, als sich ein Schlagzeuger namens Keith Moon fürchterlich langweilte. Seine Band The Who hatte eine Tourneepause eingelegt, was den hyperaktiven Trommler an den Rand des Wahnsinns trieb. Also mietete er sich mit ein paar Gleichgesinnten an der Küste Kaliforniens ein und tat das, was er außer Trommeln am besten konnte: feiern. Und zwar lange. Ein paar Monate, um genau zu sein. Dabei wurden dann ganze Sattelzugladungen von Cognac weggedrückt, nur vom Feinsten natürlich, Pillen wurden gleich im Dutzend eingeworfen. Songwriter Harry Nilsson erwies sich als prima Saufkumpan, und weil Yoko ihn gerade rausgeschmissen hatte, stattete auch John Lennon der heiteren Herrenrunde den einen oder anderen Besuch ab. Und wenn sie nicht gestorben wären, dann würden sie vielleicht heute noch Cognac saufend. Amphetamine schluckend und Groupies vögelnd in der Strandvilla rumhängen. Doch leider sind sie gestorben. Ein paar Jahre später. Erst Moon, dann Lennon. dann Nilsson. Aber an diesem verlängerten Wochenende im Jahr 1974 reifte in Moon der kühne Plan, ein Soloalbum aufzunehmen. Es gab nur ein kleines Problem: So grandios Moon als Trommler agierte, so mindertalentiert galt er als Sänger. Ein Hinderungsgrund? Nicht wirklich. Ringo Starr, ein weiterer von Moons standfesten Trinkbrüdern, hatte sich doch bereits einen so schönen Titel ausgedacht: two sides OF the moon. Weshalb das LP-Cover auch wahlweise des Trommlers Konterfei und sein blankes Hinterteil darbot – britischer Benny-Hill-Humor im Stil der 70er. Es gab also kein Zurück mehr, und weil Moon ein bekannter und beliebter Mann war, fanden sich Kollegen zuhauf ein. seinem Solowerk ein bisschen Klasse einzuhauchen. Surfgitarrist Dick Dale. Joe Walsh, Jesse Ed Davis, Ricky Nelson, Jim Keltner. Bobby Keys, Mal Evans, Klaus Voormann sowie selbstredend Ringo und Harry Nilsson. Dann ging alles recht schnell: Zehn alte Rock’n’Roll- und Surfnummern wurden eingespielt, Moon sang, so gut er konnte. Also mittelprächtig, aber was soll’s – für ein Spaßproekt suchtgefährdeter Rockstars war’s gut genug. Über den Status eines Kuriosums kam TWO sides of the moon nie hinaus. Und die über zwei Stunden lange CD-Neuausgabe mit zahlreichen Bonus- und Alternativ-Takes sowie Studioimpressionen ist sogar noch kurioser. Und verdient damit fast so viele Sterne wie der französische Edelbrand, dem die beteiligten Musiker so eifrig zusprachen.

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