Kevin Coyne – Bursting Bubbles

Der einzigartige Kevin Coyne braucht eigentlich keinen weiteren Beweis für seine radikal menschliche Haltung und seine entsprechend immer noch verkannte Position im Schaugeschäft abzulegen. BURSTING BUBBLES führt wiederum nicht auf den Weg der Anpassung an die Verkäuflichkeit, sondern zeigt Coyne so widersprüchlich wie schon lange nicht. Coyne, der vom Glauben an die Liebe Besessene, findet in einer trotz seiner Bemühungen immer unmenschlicheren Welt kaum noch die Melodien und Worte, die Menschen zu erreichen, ihnen zu erzählen von seinen Wünschen, seiner Bitterkeit, seinen Alpträumen und seiner Hoffnung auf bessere Tage. ,,No Melody“, wo er eine beeindruckende elektrische Gitarre spielt, ist die offensichtlichste Darstellung seiner rastlosen Suche. Vom Trost („The Only One“), von schmerzhaften Träumen („Dark Dance Hall“), von schonungsloser Selbstbeschreibung (,,Day To Day“) bis zu regenbogenartigen Hoffnungsschimmern („Golden Days“) reicht das Spektrum des Spiegels, den er uns und sich vorhält. Nicht immer werden seine Erfahrungen und Visionen von Brian Goddings Gitarre interpretiert. Viele Songs stellen hohe Anforderungen an den Zuhörer. Speziell die zweite Seite weist eine Reihe sprichwörtlich schöner Songs auf. Und der Zuhörer wird in „The Old Fashioned Love Song“ Coynes Wurzeln und Ausdruckskraft im Blues entdecken – und erschrecken. Coyne kann nach all den Jahren die Tradition nicht ungebrochen zelebrieren. Wie aus der Finsternis kommend, zerreißt seine Stimme im Background die Synthetik des Songs. Der Spiegel zerbricht. Aus mit der Nostalgie. Manche mögen Coyne für einen hoffnungslosen Träumer, ja einen Immer-Noch-Hippie halten. Texte und Musik geben auch manchen Hinweis darauf; aber er verharrt nicht in der Position einer längst gestorbenen Weltverbesserer-Ideologie. Die Details dieses Albums, auch wenn es nicht so geschlossen und faszinierend wirkt wie z.B. MILLIONA1RES AND TEDDYBEARS, sprechen für Coynes kompromißlose Arbeit, in der er sich Tag für Tag verändert und, ob mit Saxofon, Verzerrer oder seiner Stimme, immer wieder neue Wege musikalischer Ausdrucksformen probiert. 4 ap