Kevin Coyne – Santty Stomp

Kevin Coyne s ungefähr fünfzehntes Werk ein Doppelalbum in karger Ausführung und ohne (!) Textblatt. Platte eins eingespielt mit der sog. New Wave-Band Ruts DC, Platte zwo unter Mithilfe von Brian Godding (g, keys), Bob Ward (g) und Robert Wyatt (keys, dr). Und als ich die Platten auflegte, hab‘ ich der Andrea prophezeit, die Ruts-Sache sei für sie anhörbar, bei Wyatt und Co. würde es schräg und schwierig. Wie man sich irren kann …

Die zehn Coyne/ Ruts-Songs zeigen den sicher gut gemeinten, doch völlig danebengegangenen Versuch, Coyne’sche Esoterik und Stimmartistik mit New-Wave’scher Dynamik zu kombinieren. Dank der ausnehmend katastrophalen Aufnahmetechnik sind Coyne’s Gesangsknödeleien nur schwer vom Boiler-Sound der Band unterscheidbar, die meisten Songs lassen Coyne’s oft brillante Kompositionshand vermissen und die Band scheint mir im Studio ein bißchen erschlagen gewesen zu sein vielleicht aus falscher Ehrerbietung vor’m großen Meister. Nur schwerlich anhörbar …

Die vorgeblich schwierigere Platte mit Wyatt etc. hingegen ist glänzend: Klar und durchsichtig, strukturell gewohnt interessant, mit einem Coyne in guter Form und merklich besseren Texten. Instrumental lauft hier alles gezielter und effektiver ab, zwar weniger Einsätze, doch mehr Ergebnis. Überhaupt durfte eine Kooperation solcher Leute wie Coyne und Wyatt passen – die Wurzeln ähneln sich. Was für Coyne. Ruts absolut nicht zutrifft. Und so wurde ich, wäre ich Virgin-Chef, SANITY STOMP zukünftig getrennt verkaufen: Grausliche Pseudo-Energie auf Coyne & Ruts DC (wer’s mag) und exquisiten Kevin Coyne mit Wyati Godding Ward. Und wie soll ich dieses Album jetzt bewerten? 1 bis 5.