Let’s Get Lost

Doku(drama): Bruce Webers Porträt des Jazztrompeters Chct Baker. Man kennt das ja: Alte Freunde, ehemalige Kollegen und Weggefährten äußern sich über einen prominenten Musiker, und früher oder später ist vom „Genius“ die Rede. Lobhudelei, auch wenn sie aus berufenem Munde kommt, bleibt jedoch Lobhudelei, was derlei Dokumentationen oftmals eine gewisse Käsigkeit verleiht. Chet Baker, der auch selbst zu Wort kommt, wurde in „Let’s Get Lost“ selbstverständlich mit Lob bedacht, doch Bruce Weber beging in seiner 1988 gedrehten Hommage nicht den Fehler, in schlichter, unreflektierter Hcldenvcrehrung zu verharren. Was im Falle Bakers natürlich auch schwer durchzuziehen gewesen wäre: ein brillanter Musiker einerseits, der zum schnöden Geldverdienen andererseits auch allerlei Fragwürdiges einspielte; in jungen Jahren ein Beau der Marke James Dean, der sich durch keinsequentcn Heroinmissbrauch allmählich selbst abwrackte. Fakten mithin, die gereicht hätten, massiv auf die Sensationstube zu drücken, doch auch hier griff Bruce Webers Sensibilität, sein Respekt vor einem großartigen und großartig widersprüchlichen Menschen. Wenn doch nur alle Filmporträts so feinfühlig und aufrichtig gezeichnet wären …