Lil‘ Kim – La Bella Mafia
Fuck you! Phat pussy, big dick, Titties, squeeze my ass, shake your bum bum, Motherfucker, Porsche. Gencher, Hallo, kleine Kim. Es neeeervt. Lil‘ Kim hat nichts zu sagen. Gar nichts. Aber: Überhören Sie die Texte für den Moment, auch wenn das ziemlich schwerfällt. Obwohl: Ist es denn nicht viel besser, das Paarungsverhalten der Menschen zu verherrlichen, die Grolle und Beschaffenheit ihrer Geschlechtsorgane zu preisen als die Gewalt? Was in den USA nicht unbedingt genauso gesehen wird. Achten Sie lieber auf die Musik. Klar ist die – was Tiefe und Musikalität betrifft – ungefähr drei Sonnensysteme entfernt von, sagen wir mal, Common (siehe Seite 54). Aber warum sollen im HipHop andere Gesetze gelten als im Pop? Dort gibt es ja auch Kopf- und Bauchmusik, manchmal sogar im drahtlosen Kopfhörer desselben Konsumenten, Hardcore war 1996 Lil‘ Kims Selbstdefinition als bitchy kein-Blatt-vor-den-Mund-Nehmerin. Mit solchen Folgen wie einer SPEX-Titelgeschichle und all dem Zeugs, das der Glaubwüdigkeit dient. Und the notorious Kim war vier Jahre später irgendwie das größte Album für den Augenblick, feat. fette Selbstherrlichkeit und 200 Gaststars – aber im übernächsten Augenblick auch schon wieder vergessen. Weil dann zum Beispiel jemand wie Missy Elliott mit einem Album wie Miss E … so addictive ankommt und die Maßstäbe im Mainstream-HipHop wieder einmal neu definiert. Das tut La Bella Mafia freilich überhaupt gar nicht, diese Silikon-Titte unter den HipHop-Platten, dieses bonbonfarbene Disneyland-All-Star-Album (50 Cent, Twista, Sytes P) mit dem hundertprozentig stilsicher geschmacksverirrten Cover. Aber, wie gesagt, achten Sie auf die Musik. Da bleibt einiges übrig für’s Mixtape. Der musikalische Wahnsinn des ethnischen „No Time“, die Black Music-Dekonstruktionen der Single „Jump Off“ oder die Magie von „(When Kim Say) Can Your Hear Me Now“, der Zusammenarbeit mit Missy Elliott. Wenn nur diese Texte nicht wären. www.lilkim.com
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