Lil’Kim – The Notorious K.I.M. :: Pussypop
The Return Of The Pussy. Der Volksmund sagt, wer viel vom Sex redet, der hat keinen. Demnach müsste der, der viel über Sex rappt, auch keinen haben und Lil‘ Kim – im biblischen HipHop-Alter von immerhin fast 25 Jahren – noch eine eiserne Jungfrau sein. Aber erstens ist nicht alles wahr, was der Volksmund sagt, und zweitens gelten im HipHop sowieso andere Regeln. Dass das Thema Sex im Genre an erster Stelle rangiert, ist ja auch nicht unbedingt die alierneueste Erkenntnis. Deshalb verwundert es auch nicht weiter, dass THE NOTORIOUS K.I.M. mehrheitlich von den Freuden des Geschlechtsverkehrs kündet. Aber: Das was Kimberly Jones aliein im Stück „Suck My Dick“ vom Stapel lässt, setzt neue Standards in Sachen „explizite Lyrik“. Da wimmelt es dermaßen von Pussy, Piss und Penetrationen, dass es dem Hörer – um im Bild zu bleiben – gehörig auf die Eier gehen kann. Lil‘ Kim könnte aber wahrscheinlich auch die monatlichen Berichte des Statistischen Bundesamtes vortragen und wäre immer noch groß. Was einerseits an ihrer Stimme liegt, die klingt wie das rauch- und whiskeygeschädigte Organ einer 60-jährigen Straßenhure aus New Orleans, und an der vollfetten Produktion (hauptverantwortlich hier: Puff Daddy und Hitmen). Die trifft genau die richtige Balance zwischen Puffys smoothem Weichspülsound und dem phattem East Coast-Underground. Der intelligente und oftmals augenzwinkernde Einsatz der Samples (fingergepickte E-Gitarren, analoge Quietschsynthies, Schlock-Gitarren und immer wieder dramatische Streicher) reißt die Stücke aus dem HipHop-Kontext heraus, um sie kurz vor Schluss doch wieder dort landen zu lassen. „Revolution“ (mit Grace Jones und Lil‘ Cease) hat eine Hookline, die Dir den Scharter raushaut, „No Matter What They Say“ kommt beinahe zappaesk daher, „Hold On“ (mit Mary J. Blige) vereint seichten R ’n‘ B mit subsonischen Bässen und in „Right Now“ (mit Carl Thomas) verweist Lil‘ Kim zur Melodie von Suzanne Vegas „Tom’s Diner“ auf die Disco der 70er Jahre. Ein lil‘ Schritt für Kimberly Jones seit ihrem ’96er Solodebüt HARD CORE, ein Riesenschritt für den HipHop, wie wir ihn kennen.
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