Linkin Park, Hamburg,Grünspan

Damit hat keiner gerechnet, meint Brad Deison sichtlich perplex. Der Linkin Park-Gitarrist spielt auf den Platin-Erfolg ihres Erstlings „Hybrid Theory“ an, der wohl alle Beteiligten überraschte. Warum das Quintett aus Südkalifornien in kurzer Zeit so viele Anhänger finden konnte, zeigt sich an diesem Abend bei seinem ersten Auftritt in Deutschland. Der Albumtitel (ursprünglich der Name der Band) deutet es an – das griechische Wort Hybrid steht für Mischung, und das Mischen ist die große Leidenschaft des Fünfers. Da ertönt brachialer Metal neben groovendem HipHop, packendem Rock, energischem Elektro und deklamierendem Rap. Freunde all dieser verschiedenen Genres können sich im wilden Mix der jungen Sympathen wiederfinden. Von angenehmer Frische sind besonders die Brüche, die Linkin Park immer wieder einstreuen, um sich den süffigsten Melodien hinzugeben. Mal streut DJ Joseph Hahn einige melancholische Pianoklänge der Marke HIM ein, mal säuselt Frontmann ehester Bennington, als wolle er einen Säugling in den Schlafsingen. Überhaupt der Gesang: Ihn teilen sich Rapper Mike Shinoda und der baumlange ehester, der sowohl über eine alarmierende Metal-Röhre als auch eine nachtigallenhafte Jubilierstimme verfügt. Die drei Gitarristen haben eine Neigung, vornüber gebeugt zu stehen oder gar zu hocken, was angesichts des über die Rampe preschenden Sanges-Duos nicht ungefährlich ist. Discjockey Hahn sorgt derweil mit pochenden Samples und zuckenden Scratches für eine zeitgemäße Untermalung der breit gefächerten Crossoverklänge. Klampfer Deison ist klug, er bewahrt sein Gehör mit Ohrschützern, die man sonst auf den Köpfen vom Flugfeld-Personal sieht, vor der lautstarken Phon-Orgie. Während die versammelte Medien-Meute den Auftritt mit branchenüblicher Skepsis verfolgt, haben dieTrendsetter-Fans auf dem Tanzboden einen Heidenspaß, sie hüpfen, moshen und slammen. als stünden die neuen Limp Bizkit vor ihnen. Nach 35 Minuten ist der Quickie vorbei, viel mehr gibt ihr Aufsehen erregendes Debütalbum auch nicht her. Zwei ihrer stärksten Songs konnten Linkin Park nicht bringen, weil die entsprechenden Computer-Programme nicht am Start waren. Welcome to the 21st Century. www.linkinpark.com