Liz Phair – Whitechocolatespacegg

Drei Jahre hat sie die glückliche Ehefrau gespielt,jetzt meldet sich Liz Phair mit einem Album zurück, das deutlichen Tribut an die musikalische Entwicklung der letzten Jahre zollt. Schon im Opener kombiniert sie ihren schrammeligen Gitarren-Rock mit Big Beats, flirrender Elektronik und verzerrtem Gesang. Auch lyrisch ist die 31jährige nicht länger die Einzelkämpferin vergangener Tage: Die bissige Ironie von EXILE IN GUYVILLE oder WHIP-SMART ist einem versöhnlichen, mitunter seichten Tenor gewichen. „Perfect World“ etwa ist ein Liebeslied an ihre Familie,für das sie sich vor Jahren die Zunge abgebissen hätte. Die einstige Rebellin tendiert zu großen Gefühlen und warmen Songs, zu ungeahnter Herzlichkeit und fast schon kitschigen Balladen. Frivol und anzüglich gibt sie sich lediglich im Titelstück und der schwülstigen Sex-im-Auto-Nummer Johnny Feelgood“. Das ist zwar schade, reflektiert aber eine ganz normale künstlerische Entwicklung. Denn immer nur zynisch zu sein, führt auf Dauer in die kreative Sackgasse. Da macht Liz doch lieberauf Singer/Songwriterin, tritt bei Lilith Fair auf, schreibt Radio-freundliche Nettigkeiten („Uncle Alvarez“) und beschränkt sich auf gelegentliche Seitenhiebe. Doch legt sie erst einmal los, werden Promi-Ehefrauen zur „Polyester Bride“, Karriere-Typen zu „Shitloads Of Money“ und der Smalltalk im „Girl’s Room“ zum Spiegelbild einer stumpfsinnigen US-Jugend. Ganz so brav ist Mama Phair denn also doch nicht.