Lords Of The New Church – Is Nothing Sacred? The Method To My Madness
In Zeiten, da beinahe jedes Album aus den vergangenen Jahrzehnten digital remastert und reissued wird, ist es fast eine Beleidigung, dass der wegweisende Katalog der Lords erst jetzt neu aufgelegt wird. Schließlich war er über ein Jahrzehnt lang vergriffen. Und das bei der ersten Supergroup des Punkrock. Stiv Bators Ex-Dead Boys, Brian James Ex-Damned, Dave Treganna Ex-Sham 69 und Nicky Turner (Ex-Barracudas] waren ein Quartett, das kurz, aber heftig Musikgeschichte schrieb. Sei es, weil Bators mittels Selbststrangulation bei den Gigs mehrmals klinisch tot war, weil er 1990 bei einem Autounfall starb oder weil die Gruppe zwischen 1985 und 1990 so auf Alkohol und Drogen war. dass sie kaum neue Songs zustande brachte. Und das nach genialen Platten wie dem ’82er Debüt LORDS OF THE NEW CHURCH 4 , auf dem sie mit „Russian Roulette und „Open Your Eyes“ bereits den hymnischen Pop-Punk vorwegnahmen, den Billy Idol wenig später zur großen Chartsensation machte. Es war das perfekte Wechselspiel aus eingängigen Melodien, kratzigem Reibeisengesang und Texten, die Gothic-Romantik mit Sex-Ausschweifungen paarten. Ein Ansatz, den sie ein Jahr später mit is nothing sacred? 4 verfeinerten – und immer weiter auf die Gothic-Pop-Schiene drängten. Mit hypnotischen Schmachtfetzen wie „Dance With Me“ oder „Live For Today“, die bis heute nicht ihr Gansehaut-Feeling verloren haben. Aber Punkrock? Den entdeckten die Lords erst wieder auf THE METHOD TO MV MADNESS 5, einem der wichtigsten Alben der Mittachtziger. Mit elf Songs, die an Power, Pathos und Progressivität kaum zu übertreffen sind, die blitzsauber produziert und entweder richtig melodisch oder aber richtig hart waren, und mit „When Blood Runs Cold‘ und „A Gun Called Justice“ die besten „Murder Ballads“ enthalten, die Nick Cave nie geschrieben hat. Dass danach gar nichts mehr kam, ist tragisch. Aber so ist der Rock’n’Roll: grausam und grandios zugleich. R.I.P.!
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