Lordz Of Brooklyn – All In The Family

Seit Elvis wissen wir, daß sich schwarze Musik noch besser verkauft, wenn sie von Weißen vorgetragen wird. Das trifft auch auf Rap zu, wo es die Beastie Boys waren, die HipHop Mainstream tauglich und damit umsatzstark machten. Die Lordz Of Brooklyn sind weiße New Yorker, allesamt italienischen Ursprungs, können also durchaus auf eine Neighborhood verweisen, die ja für die notwendige Street Credibility unerläßlich ist. Trotzdem ist dieses Debütalbum keine Anbiederung an schwarzen Rap, sondern bleibt eher auf den Spuren der anderen weißen Rapper, die in den letzten Jahren Nummer-Eins-Plazierungen erreichen konnten: Cypress Hill. Die Stimmen der Rapper Admoney, Kaves, Edge One und Paulie Two Times erinnern in ihrer rauhen Rotzigkeit oft an die Brüder-im-Geiste von der Westküste. Aber hier ist es nicht das grüne Wunderkraut, das verehrt wird, sondern hochprozentige Getränke, denen in den Texten die Reverenz erwiesen wird. Und natürlich wird bei den Samples nicht nur auf Funk und Soul zurückgegriffen, sondern auch auf eingeführte Rock-Riffs. Die Eröfffnungsnummer ‚Saturday Nite Fever‘ bedient sich beim Klassiker ‚American Woman‘ von Guess Who. Die Fuzz-Gitarre, die hier wiederbelebt wird, paßt nahtlos in das heftige Konzept der Lordz. Aber auch ihre New Yorker Herkunft scheint durch, etwa wenn in ‚Brooklyn Pride‘ Bass-Läufe ä la Tribe Called Quest erklingen oder auf ‚White Trash‘, wo Metal-Riffs im Stile von Biohazard gesampelt werden, wie in den besten Def-Jam-Zeiten von Run DMC und LL Cool J. Überhaupt ist „White Trash“ das Stichwort, denn die Lordz lassen Polizeisirenen aufheulen, streuen Straßenszenen ein und machen in ihren Texten deutlich, daß sie nicht aus der sauberen Vorstadt, sondern aus der ungemütlichen Inner City kommen. Mit anderen Worten: Schluß mit lustig, hier sprechen sich Machos aus, die mindestens so viele Punkrock-Platten im Schrank haben wie Rap-Maxis. Natürlich wird hier also heftig mit angeblichen Mafia-Connections kokettiert, aber die angestrebte Gefährlichkeit wird immer wieder mit schwarzem Humor gebrochen, der die Lordz letztlich als das zeigt, was sie sind: Italo-Amerikaner mit Spaß am Chaos, Spaß am Leben und Liebe zum Hardcore-Rap.