Los Campesinos! – Romance Is Boring :: VÖ: 29.1.

Die Kernkompetenz von Los Campesinos! lag in der beiläufigen Erfindung grandioser Slogans. Mit den Liedtiteln des Debüts HOLD ON NOW YOUNGSTER konnte man T-Shirts bedrucken, beim ansonsten etwas arg schnellgeschossenen zweiten Album WE ARE BEAUTIFUL WE ARE DOOMED war die Tracklist ein einziges Lesevergnügen, und auch im dritten Anlauf unter der schönen Überschrift ROMANCE IS BORING gelingen den walisischen Irrköpfen großartige rumpfklufttaugliche Catchphrases wie „I Warned You: Do Not Make An Enemy Of Me“, „I Just Sighed. I Just Sighed, Just So You Know“, „The Sea Is A Good Place To Think Of The Future“ und „This Is A Flag. There Is No Wind“.

Musikalisch legen Los Campesinos! beim neuen Album noch eine Schippe drauf auf ihr Mehr-als-genug- und Alles-gleichzeitig-Konzept. Die gewitterartigen Songs verbergen ihre vertrackten und rhythmisch oft gegen den Strich laufenden Strukturen unter einer wohlig dröhnenden Decke aus Gitarren, Glockenspielen, Bläsern und Streichern, dramaturgisch bewegen sie sich nah an Avantgardisten wie The Mae Shi, mit weniger aufdringlicher Kunstambition und mehr Popgespür. Schon der Opener „In Medias Res“ diffundiert von einem dunklen Postrockszenario über ein elektro-synthetisches Gedankenspiel in eine Bläser-Grandezza, die andernorts höchstens als größenwahnsinniges Gesamtfinale genehmigt würde – nur um direkt in die verspult großartige Single „There Are Listed Buildings“ zu münden, die das Spiel noch mal ein paar Umdrehungen weiter spinnt.

Von da geht es bergan, mit Hooks, die sich in komplexen Arrangements verbergen, und Pop, der unerwartet aus einem Wust aus Klang zum Vorschein kommt. In Wes Andersons Film „The Royal Tenenbaums“ entdeckt Bill Murray das „Heinsbergen-Syndrom“, das sich in vollkommener Verständnislosigkeit gegenüber gegebenen Kontexten ausdrückt, verbunden mit vollkommener Selbstsicherheit im Erschaffen einer eigenen Logik – genau so klingt ROMANCE IS BORING.

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