Manic Street Preachers – Lifeblood

Man mag sich nicht leiden, wenn man diese Platte hört und vielleicht auch noch mag. Wenn man mit den Melodien schmust, sich von der durchaus zu hinterfragenden Produzentenlegende Toni Visconti die Seele karamellisieren lässt. Weil der gesunde l?l, rocksozialisierte Musiksachverständigenverstand solches spricht: Oh mein Gott, das gehl ja gar nicht! So wie er dies auch sprach bei Abba, Bay City Rollers. Duran Duran, Cock Robin, den mittleren Simple Minds. Und dann freute man sich doch, heimlich, wenn sie im Badezimmer-Radio liefen. Nach dem ohne falsche Rücksicht eingespielten, ruppigen Vorgänger KNOW your enemy wirft ihr siebtes Studioalbum die Manie Street Preachers weit zurück. Dorthin, wo sie mit THISIS mytruth tell me yours schon einmal waren – gar noch ein Stück weiter: in den drallsten Pop, den eine formale Rockkapelte zu spielen vermag. Die zwölf hilflos „klassisch“ zu schimpfenden Popsongs Iweil man „überkandidelt“ oder „kitschig“ doch nicht sagen mag] machen sich schuldig. Sie sind verdammte Ohrwürmer und sonst gar nichts mehr. Sie gleiten in Arrangements aus Butter in die Gehörgänge. Wüäh! Chöre seufzen, das Piano hämmert näher noch an Jim Steinman als an Coldplay, die Rhythmussektion pumpt wie ein in den Achtzigern gebautes Uhrwerk nahe an der Seelenlosigkeit. eine Leadgitarre malt wie ein dicker Kajal immer wieder die Gesangsmelodien nach, synthetische Klangflächen verkleistern die Zwischenräume. Es ist, als hätte jemand eine Bluescreen hinler den Preachers installiert, in die sich sicht-Zhörbar künstlich alles hineinprojizieren lässt, was Schau macht. Schau und Sahne. Und darüber singt dann James Dean Bradfield wiederwie ein ins Lamentieren gekommener Engel. Den schwachen, ja wunden Punkt, den man für diese Musik womöglich hat, möchte man eigentlich keinem zeigen. Zumal es in diesem Fall nicht nur einer ist, sondern: