Manic Street Preachers – Send Away The Tigers

Vielleicht haben wir die Manic Street Preachersja generell falsch verstanden. Zumindest haben wir ein paar Kleinigkeiten mutwillig ausgeblendet, zum Beispiel eine flammende jugendliche Liebe zu GunsN‘ Roses und die Tatsache, dass seit Richey Edwards‘ Verschwinden vieles darauf hindeutet, aus welchem Hirn die Mixtur von Agitprop, historisch/ privater Grenzerfahrung, Slogan-Situationismus und Kunst-Terrorismus kam,die die Band so aufregend machte. Und zugegeben nähert man sich diesem Album mit einer gewissen Vorsicht, weil das verbliebene Trio doch eigentlich schon alles gemacht hatfund dabei oftGlück hatte): Befreiungs-Bombast, unentschiedenen Mainstream-Pop, Neuerfindung als Krachrocker, das (nach wievor unterschätzte) Horizont-Album know yourenemy und die kühle, zuckrige Leere von lifeblood, die ziemlich nach müdem Abgesang klang. Jetzt tönt Nicky Wire mal wieder, die Manics wollten dort anknüpfen, wo sie mit dem Debütalbum aufgehört hatten (oder so ähnlich), und das könnte ja ein netter Versuch sein, schließlich war ENERATioN terrorists mehr eine gewaltige Geste als grandiose Musik. Es ist aber schwierig mit dieser Platte, die über weite Strecken dermaßen ins Bombast-Stadion hineinschwappt, dass sie nur James Dean Bradfields Gespür für unbanale Harmonien, sein großartiges Gitarrenspiel und die seit 1995 virulente Neigung zum Bacharachisieren aus dem Bon-Jovi-Sumpf in den Bereich des Gängigen retten. Anspielungen auf frühere Werke gibt es zuhauf, und zweifellos ist dasschön.was da erklingt, und groß ist es auch. Aber hinter den turmhohen Melodiewänden, die einem bei 200 auf der besonnten Autobahn das melancholische Gefühl vermitteln, man sei verloren und unsterblich zugleich, gähnt eine merkwürdige, geahnte Sinnleere, die einem eine regelrechte Ohrfeige verpasst, wenn James auf „loue“ (sowieso:!) reimt, erbrauche“ononge/fromoboue“. Vielleicht verstehen wir ja jetzt das wieder falsch (Songtitel, Texte, ein eventuelles „Manifest“ sind vorab nicht verfügbar)? Eines jedoch ist gewiss: Vordem „hidden track“, einer Coverversion von John Lennons“WorkingClassHero“,sollten empfindsame Manics-Fans unbedingtabschalten! VÖ: 4.5.

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