Marc Bolan & T.Rex – Fünf Alben

Derzeit gibt es wohl niemanden außer dem 1977 verstorbenen Marc Bolan, dessen private Tonarchive sowohl auf diversen Bootlegs, als auch auf regulären Releases regelrecht ausgeplündert werden. Egal, ob es sich dabei um halbfertige Songskizzen handelt, die mit einem transportablen Monorecorder aufgenommen wurden – jedes noch so belanglose Steinchen muß zumindestens einmal umgedreht werden. UNCHAINED UNRELEASED RECORDINGS VOL. 5 & 6 (Edsel 14442 & 14452) 2 faßt auf zwei getrennten Silberlingen insgesamt 50 solcher Preziosen der Jahre 1974/1975 zusammen und ist bis auf wenige Ausnahmen (‚Christmas Bop‘, ‚Savage Beethoven‘) wirklich nur für hartgesottene Bolan-Maniacs erträglich. PRECIOUS STAR – THE ALTERNATIVE BOLAN’S ZIP GUN (Edsel 14432) 3 wiederum koppelt 23 Songalternativen zum gleichnamigen 75er Werk, als der ehemalige Teenstar, immens aufgedunsen von zuviel Brandy und Kokain, vergeblich versuchte seiner einstmals genialen Boogie-Rock-Formel schwarze Töne beizumischen. Relativ interessant hingegen gerieten zwei Werke, an denen der gern spöttisch als „Nationale Elfe“ titulierte Hippiepoet und Glam-Rock-Pionier direkt oder indirekt beteiligt war: Das von Bolan im Alleingang produzierte, danach aber in die Archive gewanderte SISTER PAT HALL (Edsel 144920) 4, präsentiert eine von Bolans schwarzen, aus den USA importierten Backing-Vokalistinnen mit ansprechend arrangierten T.Rex-Songs (u.a. ‚Sailors Of The Highway‘, ‚Sunken Rags‘) im passablen Soul-Funk-Balladen-Kontext. Die andere Hälfte, Gloria Jones, hatte nicht nur die zweifelhafte Ehre, Bolans Mini Cooper gegen einen Baum zu fahren, sondern war auch dessen Dauergespielin bis zu seinem regennassen Ende auf der Landstraße. Gleich zwei ihrer Alben, VIXEN/WINDSTORM (See For Miles 563731) 3 wurden mit einer Spielzeit von über 70 Minuten auf einen Silberling gepackt. VIXEN, 1976 gemeinsam von Jones und Bolan coproduziert, trägt deutlich dessen Handschrift, und birgt zwischen ansprechenden Disco-, Jazz- und Soultendenzen, den Northern-Soul-Kulthit ‚Tainted Love‘, der fünf Jahre später von Soft Cell gecovert wurde.