Mark Eitzel – 60 Watt Silver Lining

Schon bei der Europareise 1994 des American Music Club hatte Mark Eitzel in jedes zweite Interview-Mikro geraunt, dies werde wohl die letzte Tournee seiner Band in der alten Welt sein. Auflösungserscheinungen waren unübersehbar. Allerdings rechtfertigte Meister Eitzel seine trüben Prophezeiungen mit der baldigen Vertragskündigung durch die Plattenfirma: Der Club werfe zuwenig Profit ab. Wie auch immer: Nach der AMC-Schließung durch Eitzel selbst hat das Großunternehmen zumindest genug Vertrauen in die erste Studio-Solounternehmung des „most hated Singer in the local Underground music scene“, als der er sich im Titel eines Single-Bonus-Tracks outete. Mit Bruce Kaphan und Daniel Pearson dürfen zwei Wegbegleiter aus alter Zeit weiterhin musikalische Wegbereiter für Eitzels unvergleichliche Oden sein. Allerdings müssen sie ihre Vorlieben fürs Folk- und Countryfach fortan an anderer Stelle pflegen: Eitzel entdeckt auf 60 WATT SILVER LINING „his own favourite kinds of music: Jazz, Showtunes, etc.“. Doch keiner muß glauben, die kompositorisch verschlungenen Pfade des lakonischen Wollmützenträgers aus San Francisco führten somit und sogleich direkt in den nächsten Jazzkeller, trotz des ins fahle Rampenlicht gerückten Pianos. Trotz des „world greatest horn players“ Mark Isham. Eitzel wird wohl in seinem lokalen Untergrund „most hated“ bleiben. Und die Cafehaus-Freunde von Chris Isaak oder Carole King (deren ‚No Easy Way Down‘ das Album versöhnlich eröffnet) werden ein weiteres Mal von der unvergleichlichen Eitzelschen Leidensfähigkeit abgeschreckt.