Mark Knopfler :: The Ragpicker’s Dream

Rock: Von wegen Schnarchnase: Der ehemalige Dire Straits-Boss gibt sich auf seinem dritten Soloalbum überraschend lebendig.

Irgendwie muss ihm der Erfolg seines letzten Albums SAILING TO PHILADELPHIA mächtig Auftrieb gegeben haben, denn so schnell und scheinbar auch so motiviert hat der kauzige Knopfler schon lange kein Album mehr eingespielt. Noch nicht einmal zu seligen Dire Straits-Zeiten, als er sich vor Gold- und Platinauszeichnungen kaum retten konnte. Aber das ist inzwischen eine Dekade her und der gebürtige Schotte ist zum gemütlichen Familienvater geworden, der eher gelegentlich in die Saiten greift. Insofern tut die Bestätigung eines treuen Publikums nicht nur gut, sie spornt auch an. Etwa, sich nach Jahren der Stagnation noch einmal zu öffnen, neue Sachen zu probieren und über seinen Schatten zu springen. Was aufgrund seines charakteristischen Gitarrenspiels und Nasalgesangs fast unmöglich ist. Doch Mark Knopfler hat es auf THE RAGPICKER’S DREAM tatsächlich geschafft. Und das, indem er eine seltsame, fast schon beunruhigende Gelassenheit an den Tag legt, viel Humor beweist und die Aufnahmen ganz offenkundig dazu nutzt, um Spaß mit sich und seinen Songs zu haben. Ein Ansatz, der schon im Opener „Why Aye Man“ durchschlägt. Das von der Comedy-Serie „Auf Wiedersehen, Paddy“ inspirierte Stück handelt von britischen Gastarbeitern, die es Ende der siebziger Jahre nach Deutschland verschlägt – dort, wo das Bier noch rein und die Mädels wunderschön sind. Ein augenzwinkerndes Klischee, dem er bald weitaus ernstere, aber mit genau so viel Humor aufgearbeitete Themen folgen lässt. Etwa eine Parodie auf trashige Talk Shows („Devil Baby“), die Rockstar-Persiflage „Quality Shoe“, das witzige „Coyote“ leine Hommage an den Bösewicht der „Roadrunner“-Cartoons) oder den Gen Food-Abgesang „Old Pigweed“. All das interpretiert Knopfler mit einem Stilmix aus Country, Cayun, Rock, Folk und Blues, wagt sich zugleich aberauch an Hillbilly. Swing und fast Chanson-artige Gefühlsduseleien. Von Purismus, Humorlosigkeit und konzeptioneller Langeweile kann keine Rede sein. Knopfler hat mit seinen 53 Jahren noch einmal die Kurve gekriegt.