Markus – Kugelblitze & Raketen

So sehr sich mein eher rational veranlagtes Ego noch immer dreht und windet und mit Begriffen wie Kitsch, Dekadenz und Naivität zu ringen hat, Textzeilen wie ‚Schön, schön, schön sind wir sowieso‘ für zu oberflächlich und Passagen à la ‚Die Welt war immer blau, der Taunus immer grün/ und heile, heile Gänschen die beste Medizin‘ gar als infantil einzuschätzen imstande ist, hat mein zweites, noch immer pubertierendes Ich in keiner Minute der musikalischen Begegnung mit Markus auch nur die geringsten Zweifel angemeldet. Da läßt man sich halt von des Sängers schmuseweicher Stimme auf die Weide einladen, um ‚Prinz Eugen von der Lahn‘, das kleine Pony, kennenzulernen; um im nächsten Moment wieder in einem Maserati mit 210 durch die Landschaft zu jagen (‚Ich will Spaß‘). Und da nimmt man, beinah‘ mit Tränen in den Augen, teil an der Romanze zwischen dem kleinen Mädchen und dem Prinz vom Stern (‚Kleine Taschenlampe brenn‘) und singt selbst bei strahlendem Sonnenschein voller Leidenschaft den Refrain mit:

,Kleine Taschenlampe brenn‘, schreib’ich lieb dich in den Himmel oh, dann weiß ich ganz genau, keine Macht kann uns mehr trennen …“ Traumhaft schön. Und sooo romantisch.

Versuche ich nun, diese divergierenden Reaktionen unter den berühmten Hut zu bekommen, so bleibt unterm Strich das Gefühl, daß die Macher von KUGELBLITZE & RAKETEN der vielzitierten neuen Schlagertradition ganz neue Impulse gegeben haben,‘ wie das höchstens noch Andreas Dorau gelungen ist. Nicht umsonst bemüht man als ‚Vorbilder‘ Entertainer der alten Schule vom Schlage eines Johannes Heesters oder Peter Alexander.

Und tatsächlich haben erste, von mir hausintern durchgeführte Verbrauchertests gezeigt: Der bislang als höchster Wirkungsgrad eines Künstlers angenommene Spielraum von 8-80 Jahren kann von Markus weit übertroffen werden. Soviel noch: Das Album hat geniale Züge, die meisten Melodien sind auf Anhieb mitsingbar, was selbst meine beiden Egos vereint hat und nach kurzer Klausur für 5 plädieren läßt.