Marshall Chapman – Love Slave

Junge, Junge, die Dame läßt sich Zeit. Wenn sie im Schnitt alle fünf Jahre mit einem neuen Album kommt, ist das für ihre Verhältnisse schon schwindelerregend schnell. Aber dafür hat’s dann auch Qualitäten, die man woanders kaum findet. Nicht umsonst erfreut sich Marshall Chapman als Songlieferantin in der US-Szene größter Beliebtheit. Sie beherrscht wie keine Zweite die Kunst, alten Klisches neue Varianten abzugewinnen. Simple Drei-Akkord-Strukturen klingen bei ihr, als wären sie gerade erfunden worden. Und abgenudelte Zweierkisten-Themen gewinnen durch die ungewöhnliche Perspektiven, scharfe Beobachtungsgabe und nicht zuletzt augenzwinkernde Ironie der 1,80 m-Blondine ganz neue Reize. Stilistisch spielt sich das alles ab zwischen den Polen Blues, Rockabilly, R & B und angejazztem Bar-Swing. LOVE SLAVE strahlt mit jedem Ton eine souveräne Persönlichkeit und ungeheuer viel Stil aus. Dem Rezensenten bleibt nach mehrmaligen Genuß der elf Songs nur der Verweis auf den legendären US-Songwriter Doc Pomus und dessen Urteil: „Marshall Chapman is the real deal.“