Metallica – … And Justice For All

Ab und zu muß am Regal für die Platten, die Rockgeschichte schrieben, doch noch angebaut werden. Und gelegentlich sogar wegen einer Metal-Scheibe. Auch wenn die Schwermetaller immer mehr Klischee-Beton an den Stiefelsohlen mit rumtragen müssen — Innovation ist möglich, wenn man sich von Erwartungen nicht bange machen läßt.

Speedmetal bricht mit dem neuen Metallica-Werk endgültig aus dem Randgruppen Ghetto aus. Der Wirbel, den das Album auf der ganzen Welt in den Charts anrichtete, kommt sicher nicht von ungefähr. Sieht so aus, als hätten sich zwei Seiten aufeinander zubewegt: Metallica ließen sich ungeniert mit Melodien und Hooks ein, die ein Bedürfnis zum Mitsingen wecken. Und ein breites Publikum verschließt plötzlich die Ohren nicht mehr vor krummen Rhythmen, Synkopen und Tonreihen, wie man sie sonst bei den Zwölfton-Komponisten oder im Nahen Osten findet.

Über 65 Minuten Spielzeit nicht ein Durchhänger -— das muß man erstmal nachmachen. Dabei setzt die Band konsequent auf die große Form — über sieben Minuten dauern die neun Nummern im Durchschnitt. Und diese Zeit reicht für Metallica aus, um den Hörer voll zu packen. Hetfields rauhes Stakkato und Hammetts rasende Soto-Tiraden erzeugen außer rein physikalischen Wellen auch jede Menge emotionale Schwingung.

(CD und MC simultan mit LP, CD mit 1 Bonus-Track)