Metallica

Hardwired…To Self-Destruct

Vertigo/Universal

Die größte Metal-Band aller Zeiten ist wieder da und hat Bock.

Es gibt mehrere Theorien darüber, wann die „echten“ Metallica gestorben sind. Viele sagen heute noch: als Cliff Burton, der begnadete Bassist, musikalische Kopf und menschliches Herz der Band, 1986 bei einem Unfall auf einer vereisten Straße in Schweden ums Leben kam. Andere sagen: Als Jason Newsted, Burtons Nachfolger, auf …AND JUSTICE FOR ALL (1988) von den Bandchefs James Hetfield und Lars Ulrich in den Hintergrund gemischt und gemobbt wurde. Andere sagen: als Bob Rock, Produzent für unsägliche Poser wie Mötley Crüe, für das kommerziell unfassbar erfolgreiche BLACK ALBUM (1991) eingekauft wurde. Wieder andere begruben Metallica mit dem Eyeliner-Hard-Rock Doppelschlag LOAD/RELOAD (1996/1997) oder hatten nach der aufs mülligste vertonten Therapiesitzung ST. ANGER (2003) genug.

Aber Metallica leben weiter

Und auf HARDWIRED… klingen sie, als hätten sie wieder Spaß daran, zusammen Musik zu machen – und die nötigen Ideen, um das auch für Fans interessant zu gestalten. Der Quasi-Titelsong „Hardwired“ eröffnet das Geschehen auf für Old-School-Fans befriedigende Art und Weise: aus den Startlöchern galoppierend, mit Lust geschredderte Riffs, und einem Instant Classic von Hetfield-Refrain: „We’re so fucked/Shit out of luck“. Mit drei Minuten Länge ist das der kürzeste Song der Platte und in seiner Thrashigkeit eine falsche Fährte. Das Gaspedal wird nämlich erst im letzten Song wieder komplett durchgedrückt, dazwischen bewegen sich Metallica größtenteils in einer Komfortzone von groovigen, teilweise extrem griffigen („Here Comes Revenge“, „Am I Savage?“) teilweise plumpen („Manunkind“) Midtempo-Main-Riffs und leider etwas enttäuschenden Gitarrensoli.

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Textlich gesehen behandelt Frontmann James Hetfield bewährte Themen: wie er relativ wahllos ominöse Schlagwörter aneinanderreiht („Decadence!/…/ Infamy!“) wird Metallica-Fans bekannt vorkommen, genauso wie die Anspielungen auf den Sci-Fi-Horror-Autoren H.P. Lovecraft und griechische Mythologie. Im Gegensatz zu früher verpufft die assoziative Wirkung dieser Texte – dazu ist die Musik bei aller offenkundigen Spielfreude (Bassmann Rob Trujillo hat sich mittlerweile hervorragend eingefügt) nicht extrem genug.

Eine Momentaufnahme der größten Metal-Band aller Zeiten

DEATH MAGNETIC (2008) fühlte sich an wie ein Friedensangebot nach dem ST. ANGER-Debakel, eine Aneinanderreihung von schnellen Riffs, die den Fans ein „Jetzt klingen sie wieder wie früher!“ entlocken sollte. LULU (2011), aufgenommen mit dem verstorbenen Lou Reed, war ein anmaßendes, aber auch seltsam faszinierendes Kunstprojekt. HARDWIRED… ist eine Momentaufnahme der größten Metal-Band aller Zeiten, 35 Jahre nach ihrer Gründung: zufrieden aber nicht selbstzufrieden, routiniert aber mit einem Jucken in den Fingern. Und natürlich gibt es auch hier Momente, in denen man sich an die Klassiker erinnert fühlt: „Confusion“ ist „One“ für die Irak/Afghanistan-Veteranen, Generation, inklusive PTSD-Referenzen und Drum-Maschinengewehr-Salven; die elegischen Gitarrenharmonien in „Atlas, Rise!“ treiben einem Tränen in die Augen, und mit dem fantastischen „Spit Out The Bone“ haben Metallica einen Nackenbrecher in der Tradition von „Damage, Inc.“ ans Ende gestellt. Wie sangen sie schon auf ihrem allerersten Album? „We’ll never stop/We’ll never quit/’Cause we’re Metallica!“

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