Metallica – Load

Ja, es war mal eine richtige Metal-Band, mit Nieten und Kutten und alldem. Bis dann 1991 das „Schwarze Album“ erschien. Die kulturellen Auswirkungen dieser in jeder Hinsicht epochalen Veröffentlichung können immer noch kaum überschätzt werden. Nicht nur, daß Pop und Metal zum allerersten Mal in inniger Umarmung lagen, auch die Farbe Schwarz wurde über die Brücke dieser wuchtiger Melodien für Millionen in den Mainstream getragen. Denn Schwarz war auf einmal nicht mehr nur Subkultur oder Tod, Schwarz war auch männliche Größe und Erfolg. Vor allem Erfolg. Das Metall von Metallica besteht seither weltweit aus multiplem Platin. Doch die letzten fünf Jahre haben die Musiklandschaft bekanntlich nachhaltig verändert. Grunge ist passiert, Alternative-Rock wurde Chartsware. Zudem hat sich Metal, oder besser metallischer Rock, diversifiziert. So kann das, was nun als LOAD dem Mythos nachfolgt, unmöglich Hysterie auslösen. Der breitenwirksamsten Band des Genres blieb wenig mehr, als das bewährte Rezept spielerisch zu verfeinern, ohne irgendetwas in Frage zu stellen. Die Folge: Keine HipHop-Beats, kein Industrial-Sampling, kein Funk, kein Groove, kein Multimedia. Metallica verschreiben sich voll und ganz „ewigen“ Werten. Genauergesagt heißt das: In kleinen Dosierungen Blues, Country – aber vor allem Rock. Ja, Metallica sind jetzt nach eigenem Bekunden Rockallica. Und LOAD rockt wie nie zuvor. Wie AC/DC nach dem Stimmbruch, wie Danzig im Breitwandformat. Mitsamt aller Rockismen und Peinlichkeiten. Aber auch mit Können und jener Größe, wie sie sich am schwierigen Weg der Einfachheit ohne Blödheit festmacht. Das berühmte mehrfache Hören beweist, wie durchdacht die immer noch geometrisch geschlossenen Strukturen der Band sind, wie sicher sie auf dem selbst geschaffenen schmalen Grat zwischen Pop, Metal und Rock wandeln. Wieviel besser als vergleichbare Stadionbands wie Guns N’Roses oder Bon Jovi Metallica sind, läßt sich am besten im gemeinsam beackerten Feld der Rock-Ballade ablesen. Über achteinhalb Minuten halten sie einen epischen Schmachter wie ‚Bleeding Of The Day‘ konstant unter Spannung, integrieren alle notwendigen Elemente und wahren stets die Balance. Von dieser Sorte gibt es gleich drei. Drumherum donnern die Riffs immer noch wie ein veritabler Steinschlag. Metallica sind „nur noch“ eine korrekte Bank für die letzten, größten und fettesten Rockismen. Der Spaß daran dürfte sich allerdings durch alle Fraktionen ziehen. Und daß das Ganze die CD-Spielzeit bis zur letzten Sekunde ausschöpft, ist natürlich Ehrensache.